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Aufgepasst, Mittagesser! Rewe versucht sich in Köln als Imbiss-Alternative

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Und wo gehen Sie mittags essen? In der Kantine, wenn’s sein muss? Beim Schnellchinesen um die Ecke, einmal schön Ente mit extra Glutamat obendrauf? Doch nicht etwa beim Burgerladen? Deutschlands zweitgrößte Handelskette Rewe hätte da ab sofort noch eine Alternative zu bieten: Für Berufstätige, die als Selbststullenschmierer bisher gnadenlos versagt haben, hat am Dienstagmorgen in Köln die erste Filiale “Rewe to Go” eröffnet, eine Mischung aus Mini-Supermarkt und Selbstversorgeranlaufstelle, die sich als Fastfood- und Imbiss-Alternative etablieren soll.

Neu ist das Konzept nicht – zumindest nicht für Großbritannien-Urlauber, die es gewohnt sind, sich in den Filialen von Tesco Express oder Sainsbury’s Local selbst mit frisch zubereiteten Häppchen einzudecken.

Für deutsche Verhältnisse ist die Neueröffnung allerdings wegweisend, weil Rewe, wenn sich das Experiment in Köln durchsetzt, auch in anderen Großstädten solche “Convenience”-Läden eröffnen will. In Frage kämen “hoch frequentierte Standorte wie Einkaufs- und Geschäftsstraßen, Bahnhöfe, U-Bahn-Stationen, Einkaufszentren oder Flughäfen”.

Das Konzept ist denkbar einfach: Statt der gewohnten Produktvielfalt im normalen Supermarkt, beschränkt sich “Rewe to Go” auf Produkte, die gar nicht erst den heimischen Kühlschrank erreichen sollen. Sondern von den Käufern am besten sofort gefuttert werden.

130 Quadratmeter hat das Unternehmen in der Kölner Schildergasse / Ecke Hohe Straße dafür angemietet und mit einem leuchtend grünen Logo versehen. Zu kaufen geben soll es vor allem Salate, frisch geschnittenes Obst, Sandwiches, Brötchen, Süßigkeiten und Getränke – eben alles, was für die schnelle Mittagspause in Frage kommt. Damit muss sich Rewe allerdings nicht nur gegen Imbissketten, sondern auch gegen Bäckereien und Café-Ketten behaupten, wie es sie in den Stadtzentren zuhauf gibt. Und das geht vermutlich zunächst einmal über den Preis.

Cappuccino und Latte Macchiato werden zum Kampfpreis von einem Euro angeboten. Und wer bei Starbucks schon mal drei Euro für ein läppisch belegtes Käsebrötchen mit trauriger Salatgarnitur ausgegeben hat, überlegt sich künftig vielleicht zweimal, ob er nicht doch lieber auf die günstigere Sandwichalternative aus dem Mini-Markt zurückgreift. Dabei will Rewe nicht nur Mittagesser in den Laden holen: Der Testshop in Köln ist von 7 bis 22 Uhr geöffnet und soll mit sechs “Expresskassen” vor allem dafür sorgen, dass die hungrigen Kunden nicht ewig in der Schlange stehen, sondern mit der erbeuteten Mahlzeit schnell weiterziehen können. Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt, darf sich Fertiggerichte in der ladeneigenen Microwelle aufwärmen – wobei das fast schon wieder Kantinenflair hat.

Rewe ist die erste deutsche Handelskette, die sich mit einem solchen Ladenkonzept aus der Deckung wagt, vor allem, um neue Kundengruppen zu gewinnen. “Rewe to Go” ist die endgültige Umkehrung des früheren Prinzips, Supermärkte aus teuren Innenstadtlagen ganz auf die grüne Wiese zu verlegen, wo die Kunden einmal in der Woche mit dem Auto anfahren, um den Großeinkauf zu erledigen.

In Großbritannien haben die Händler schon vor Jahren gemerkt, dass sich genauso gutes Geld verdienen lässt, wenn sie mit kleinerem Angebot in der Stadt vor allem Kunden in den Laden holen, die zum Beispiel nach der Arbeit auf dem Weg zur U-Bahn noch ein paar Zutaten fürs Abendessen besorgen möchten und bereit sind, höhere Preise als beim Wocheneinkauf in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür keine Umwege fahren müssen. Als Nahversorger-Supermarkt hat Rewe dafür in Deutschland bereits die “Rewe City”-Märkte aufgebaut (gerade erst den neu eröffneten Laden direkt an der Berliner Friedrichstraße). Das neue Konzept setzt jetzt noch stärker auf Sofortesser.

Was genau der erste “Rewe to Go” zu bieten hat, ob die Kaffeemaschine überhaupt funktioniert und inwiefern die Sandwiches tatsächlich mittagessentauglich sind, steht im Laufe der Woche an dieser Stelle – denn natürlich hat sich das Supermarktblog die Neueröffnung in Köln nicht entgehen lassen.

Foto: Rewe


Erster Besuch am Sandwich-Regal: Hält der neue Rewe to go sein Versprechen?

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Wenn Sie in der Kölner Fußgängerzone bald Leute sehen, die ein dampfendes Hacksteak mit Zwiebelsoße vor sich hertragen und es dabei ein kleines bisschen eilig haben, wundern Sie sich nicht! Lesen Sie lieber diesen Text. Danach wissen Sie, wieso.

Am Dienstag jedenfalls hat Rewe in der Kölner Innenstadt seinen ersten so genannten “Convenience-Shop” eröffnet – einen Laden für alle, die es bei der Nahrungsaufnahme etwas eiliger haben. Das Supermarktblog erklärt, wie der neue Laden funktioniert und ob sich der Einkauf lohnt.

Die Idee
Der deutsche Lebensmittelhandel ist (anders als zum Beispiel ein Ponyhof) kein Ponyhof, weil die etablierten Handelsketten den Markt längst unter sich aufgeteilt haben und Discounter wie Aldi die Kunden dazu erzogen, dass sie auch für wenig Geld mit einem vollen Einkaufswagen aus dem Laden gehen können. Also müssen sich die Unternehmen neue Konzepte ausdenken, um den Umsatz zu steigern – zum Beispiel mit Minimärkten, in denen es vor allem Lebensmittel gibt, die aus der Verpackung unmittelbar in den Magen ihrer Käufer landen sollen.

Der Laden
Sieht auf den ersten Blick ein bisschen nach Tankstelle aus, außer dass es auf den 130 Quadratmetern natürlich weder Frostschutzmittel noch Motorenöl zu kaufen gibt, dafür aber belegte Brote, Salate, Obst, Süßigkeiten, Chips und Getränke.

Den meisten Platz belegen Kühlregalen, deren Angebot tatsächlich sehr an das britischer Ketten erinnert. Dazu gibt es eine Theke mit Brötchen und Kuchen wie in den Bäckerei-Discountern. Vor die Kassen ist eine weitere Theke mit Kaffeeautomaten zur Selbstbedienung gebaut, an denen man die zuvor gekauften Pappbecher selbst betankt befüllt.

Im Grunde genommen hat Rewe für sein Konzept also einfach unterschiedliche Elemente der Läden kombiniert, in denen sich die Deutschen auch jetzt schon zwischenverpflegen.

Der einzige Unterschied ist: Im Rewe to go können sich die Kunden ihre Mahlzeit gleich aufwärmen – in der ladeneigenen Microwelle, die etwa “Hacksteak in Zwiebelsauce”, “Schweinegulasch” und “Hähnchenbrust mit Jägersauce” der Rewe-Handelsmarke zubereitet (wenn man das so nennen kann). Machen Sie das mal! Und dann geht’s husch-husch zurück ins Büro, denn das Fertigmittagessen kann und soll aufgrund fehlender Sitz- bzw. Stehmöglichkeiten nicht im Laden selbst gegessen werden. Rewe-Sprecher Raimund Esser sagt, das Konzept sei “in seiner ganzen Konsequenz” auf “Food to go” ausgerichtet, weil die Läden in der Innenstadt so teuer zu mieten sind und deshalb wenig Platz für einen “Gastrobereich” ist: “Mit der Microwelle wollen wir beispielsweise die ‘arbeitende Mittagspausenkundschaft’ ansprechen, die in den umliegenden Unternehmen arbeitet und sich in der Mittagspause schnell das Mittagessen beim Rewe to go kauft, warm macht und dann im Büro verzehrt.”

Bestimmt freut es auch die Arbeitskollegen, wenn es im Aufzug prima nach Jägersoße riecht, sobald Sie darin an Ihren Platz zurück fahren. (Interessanterweise ist für dieses Prinzip noch kein fancy Fachausdruck erfunden worden, wie wär’s mit “heat ‘n run”?)

Die Eröffnung
Morgens um sieben sind die Türen des Rewe to go in der Schildergasse zwar schon offen, aber nur, damit der Fotograf die zwölf bis sechzehn Mitarbeiter vor den Laden stellen kann, um sie von allen Seiten abzulichten. Zwei Aushilfskräfte schlüpfen in die riesigen Coffee-to-Go-Becher-Kostüme, in denen sie den Rest des Tages verbringen werden, um Passanten zu bespaßen (Fotos bei Facebook). Die kommen aber erst später.

Am Mittag ist endlich richtig was los – obwohl sich die Szenerie von weitem gut als Ort in einem Stephen-King-Roman eignen würde: Coffee-to-Go-Becher aus denen grün behandschuhte Ärme ragen, springen die Straße auf und ab, zwei Clowns mit aufgemalten Sommersprossen (!) und zu weiten Hosen blasen Luftballons für Kinder auf (als einer platzt, muss der Coffee-to-Go-Becher den Feger holen). Im und um den Laden herum stehen zahlreiche Anzugträger aus der Konzernzentrale und bescheinigen sich gegenseitig, wie toll das neue Konzept ist. Zumindest wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, vor den Ohren der Kundschaft die Mitarbeiter zurechtzuweisen. Als sich ein junger Mann, der als Kaffeeautomatenerklärer engagiert wurde, zu weit von seiner Position entfernt, ruft ihn ein schwarzer Anzug: “Herr F., Ihr Platz ist hier!”

Ein Smoothie-Hersteller macht währenddessen stolz Handyfotos von seinen Smoothies im Kühlregal. Jedem sein Sensatiönchen.

Das Angebot
Rewe wirbt mit “vielen frischen, gesunden und leckeren Produkten”, aber die stehen natürlich in unmittelbarer Nähe zu den weniger frischen, ziemlich ungesunden und leckeren Produkten, die praktischerweise direkt in der Ladenmitte platziert sind: einer ganzen Batterie Schokolade, Chipsdosen und süßem Gebäck.

Die Auswahl an frisch zubereiteten Snacks ist für deutsche Verhältnisse allerdings erfreulich groß. Ganze vier Regalmeter sind für dreieckig verpackte Sandwiches mit unterschiedlichen Belägen, Baguettes und Wraps sowie diverse Obstkombinationen reserviert. Anders als bei Tesco und Sainsbury’s in Großbritannien hat sich Rewe aber dagegen entschieden, das eigene Logo darauf zu drucken, sondern bezieht die Ware von Zulieferern. (Die Sandwiches kommen zum Beispiel von Fresh Company.) “Momentan haben wir noch nicht die kritische Größe, um mit einem eigenen Rewe to go-Label in den Markt zu gehen. Das macht jetzt noch keinen Sinn. Aber für die Zukunft wäre das nicht ausgeschlossen”, sagt Esser.

Dabei wäre das naheliegend: Ein eigenes Logo hat das Unternehmen für seinen Markt ja auch designen lassen – ganz konzernuntypisch in Grün-weiß (was offensichtlich Frische signalisieren soll), nur mit kleinem rot-weißen Rewe-Hinweis und einem Smiley unterm Go, das als Emoticon gesehen werden kann.

Ziel sei es, das Sortiment des Ladens einmal am Tag auszuverkaufen, heißt es bei Rewe. Obst und Gemüse sowie Sandwiches sollen jeden Tag frisch angeliefert werden. Was nicht verkauft wird, bleibt bis einen Tag vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums im Regal liegen.

Das Fazit
Mit seinem neuen Konzept wolle Rewe den “Wettbewerb mit McDonald’s, Starbucks & Co” aufnehmen, heißt es in der Pressemitteilung zur Eröffnung, und dass die zentrale Lage “nicht zwangsläufig mit überteuerten Preisen einhergehen” müsse. Cappucchino und Latte macchiato aus der Maschine kosten etwa 1 Euro.

Aber das ist ziemlich eindeutig ein Lockangebot. Denn vor allem für die frischen Snacks verlangt Rewe happige Preise: Sandwiches kosten gerade noch übersichtliche 2,90 Euro, Wraps und Salate im Durchschnitt 3,50 Euro. Beim Obst wird’s kurios: Äpfel und Bananen kosten je 80 Cent pro Stück (und sind als einziges nicht separat in Plastik verpackt), die zehn Trauben für 1,60 Euro wurden anders als der Preis suggeriert keineswegs mit Blattgold überzogen, und wer regelmäßig das Geld zurücklegt, das eine große Box mit geschnittener Ananas kosten würde (4,40 Euro), der könnte bald seine eigene Plantage eröffnen.

(Wie praktisch, dass direkt vor dem neuen Rewe to go “Tante Ännis Wagen” steht, wo eine Frau, die aussieht als könne sie Tante Änni heißen, ebenfalls Obst verkauft, die Eröffnung etwas misstrauisch begutachtet und dann das Schild zurechtrückt, auf dem der große Becher mit Obstsalat für 2,50 Euro angeboten wird.)

Kurz gesagt: Die Auswahl im Rewe to go reicht von frisch und lecker bis kurios und pappig (bitte wenden Sie Ihren Blick von den traurigen Kartoffelpuffern im Apfelmusschlammbad ab), ist zwar eine Alternative zur Fastfood-Konkurrenz, aber natürlich lässt sich Rewe die teure Miete in der Innenstadt auch über höhere Preise bezahlen.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Haben eigentlich die Mitarbeiter in den Coffee-to-Go-Kostümen den heißen Tag in der Fußgängerzone überlebt? Wenn ja: bitte in den Kommentaren melden!

Fotos: Supermarktblog

Kalt, ganz kalt: Was sich deutsche Supermärkte in Großbritannien abschauen können

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Manchmal braucht es keine technischen Wunder, keine Zeitsprünge, nicht mal eine Glaskugel, um in die Zukunft zu blicken. Wer wissen will, wie wir morgen Lebensmittel einkaufen, muss nur nach Großbritannien fahren, wo sich deutsche Supermärkte gerne neue Trends abgucken. Das Supermarktblog hat sich in London in ganz verschiedenen Märkten umgesehen und berichtet in mehreren Teilen.

* * *

Gehen Sie da nicht rein!

Also: Gehen Sie da nicht mit kurzen Hosen oder Ärmeln rein! Die unbedingt notwendige Bekleidung für den ersten Besch eines M&S Simply Food ist: Polarmütze, doppelt gefütterter Mantel mit aufgestelltem Kragen, drei Paar übereinandergezogene Socken, lange Unterhose und dicksohlige Stiefel.

Wer entsprechende Vorbereitungen verweigert, setzt sich unweigerlich dem Gefrierschock aus. Denn der Lebensmittel-Ableger der britischen Kaufhauskette Marks & Spencer besteht quasi ausschließlich aus mannshohen Kühltheken, in denen alles aufbewahrt wird, was sich bei drei nicht als Rotwein verkleidet hat. Das gilt auch für Waren, von denen deutsche Verbraucher wüssten, dass sie nicht sofort wegschimmeln, wenn man sie nicht in den Kühlschlaf versetzt. (Äpfel zum Beispiel.) Wahrscheinlich ließe sich mit der Energie, die für den Betrieb der Kälteanlagen benötigt wird, sonst eine komplette englische Kleinstadt versorgen. Und wenn die Pole tatsächlich eines Tages schmelzen sollten: in einer M&S-Simply-Food-Filiale fände die flüchtende Tierwelt ein ideales neues Lebensumfeld.

Aber all das stört beim Einkaufen in den über 350 britischen Filialen niemanden. Denn schon allein die Aufbewahrung fast des kompletten Sortiments in Kühlanlagen suggeriert den Kunden vor allem: Hier ist alles frisch!

Das ist sehr, sehr schlau.

Und wer sich an die Kälte gewöhnt hat, merkt beim Schlendern durch die Gänge schnell, dass er im Paradies für Sofortessen (*) angekommen ist.

Unter dem eigenen Namen lässt Marks & Spencer seit der Gründung seiner Food-Stores im Jahr 2001 eine Vielzahl fertiger Mittag- und Abendessen, Nachtische und Säfte abpacken – Obstsalate und Gemüseschalen, klassische Salate, Nudelsalate, Couscous-Variationen, Törtchen und Kuchen, Sandwiches in rauen Mengen.

Man neigt beim ersten Rundgang dazu, angesichts der Vielfalt zu hyperventilieren – erst recht, wenn man sonst nur in deutschen Mittelklassesupermärkten steht, wo morgens eine Mitarbeiterin missmutig Tomaten, Gurken und Eisbergsalat kleinhäckselt, um das dann mit absurd hohem Gramm-Preis in einer traurig-leeren Kühlinsel im Eingangsbereich zu beerdigen. Das Höchste der Gefühle in einem deutschen Supermarkt ist oftmals die “Pilzpfanne”, bei der sich ein paar geschnittene Pilze mit Zwiebeln und Dekogewürzen unter eine Plastikfolie quetschen. Oder eine bereits geschälte Ananas im durchsichtigen Töpfchen, das an der Kasse in Gold aufgewogen wird.

Sofortessen in deutschen Lebensmittelmärkten ist: langweilig, lieblos, hässlich verpackt. Kein Wunder, dass sich das seit Jahren hier nicht durchsetzt.

Das Sofortessen bei M&S Simply Food ist in jeglicher Hinsicht das Gegenteil. Die Briten scheinen sehr viel besser verstanden zu haben, “Convenience” als ernstzunehmende Unterkategorie im Lebensmittelhandel zu etablieren. Teuer sind die Produkte bei M&S Simply Food auch. (Und genau das führte vor zwei Jahren dazu, dass einige Filialen geschlossen werden mussten, weil die Briten in der Krise dann doch lieber günstig bei der Discount-Konkurrenz einkauften.)

Aber zum Beispiel im Vergleich zur traurigen Auswahl Mayonnaise-ertränkter Salate und Sandwiches, die Rewe to Go in seiner Testfiliale im Regal stehen hat, ist quasi für jeden Geschmack etwas dabei. Alles kann als Happen für zwischendurch gegessen werden oder nach Belieben zu einer “echten” Mahlzeit kombiniert (Salat, Sandwich, Saft). Die meisten Produkte sind ansprechend-dezent verpackt. Überall steht drauf, ob das Sofortessen für Vegetarier geeignet ist. Daneben ist eine Nährwerttabelle gedruckt und (wohl eher zur Wohlfühl-Simulation) die Verpackung verrät dem Käufer zusätzlich, wieviele der empfohlenen Stücke Obst und Gemüse er mit dieser Mahlzeit zu sich nimmt (“2 of your 5 a day”).

Das ist ein Traum für Menschen, die zu schusselig oder zu faul sind, sich zuhause die Tupperbox zu befüllen, aber trotzdem nicht einsehen, deswegen unterwegs in fingerdick mit Salatcreme zugespachtelte Baguettes beißen zu sollen. Wann endlich trauen sich Edeka, Rewe und Tengelmann die Sofortessen-Revolution? Es muss dafür ja nicht gleich tausend neue Kühlanlagen hageln, das Obst darf weiter im Regal liegen bleiben. Mit Tankstellensortimenten in Fußgängerzonen wird es jedenfalls nicht getan sein.

Mehr zu den Konsequenzen der Sofortessen-Gewöhnung der Briten steht das nächste Mal an dieser Stelle. Damit Sie sich zwischendurch ein bisschen aufwärmen können.

Fotos: Supermarktblog

*“Sofortessen” ist der Supermarktblog-Übersetzungsvorschlag für “Convenience”-Produkte. Zumindest heißt (annähernd) fertig zubereitetes Essen, bei dem man eigentlich nur noch eine Plastikfolie abreißen muss, in Fachkreisen so. Versteht aber ja kein Mensch. Im Englischen ist’s leichter: “ready-to-eat” – deshalb “Sofortessen”. Oder: besserer Vorschlag? (zurück)

Obst und Gemüse im Supermarkt: Kommt gar nicht aus der Tüte!

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Haben Sie schon gesehen, was sich deutsche Supermärkte in Großbritannien abschauen können? Prima. Dann lesen Sie doch gleich mal weiter, was besser nicht.

* * *

Hätte der Mensch das Messer nicht erfunden, er wäre ganz bestimmt verhungert. Auf Dauer hätte es sich höchstwahrscheinlich als unpraktikabel erwiesen, das erlegte Mammut immer am Stück zu verspeisen. Ganz zu schweigen davon, dass es in Originalgröße eher schlecht auf den Grill passt.

Messer waren einfach überlebensnotwendig. Jahrmillionen hat sich daran nichts geändert. (Außer natürlich für die Mammuts.) Das ging so lange gut, bis die Menschen anfingen, Supermärkte zu bauen und Manager einzustellen, die überall so genannte Optimierungspotenziale erkennen müssen, damit sie ihren Job behalten dürfen. Auf so eine piefige Werkzeugevolution kann da natürlich keiner mehr Rücksicht nehmen.

Kurz gesagt: Großbritannien könnte heute ein messerfreies Land sein – wenn die Klingen nicht weiter gebraucht würden, um die Plastiktüten aufzuschneiden, in denen die Briten ihr Obst und Gemüse mundgerecht vorportioniert geliefert bekommen. Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist der Laden, der an dieser Stelle gerade erst für seine fantastische Auswahl an frischem Sofortessen gelobt wurde: Marks & Spencer Simply Food. Denn der Erfolg des Sofortessens scheint auf den kompletten Lebensmittelverkauf abgefärbt zu haben.

Wer bei der Arbeit oder unterwegs das Mittagessen verpasst hat, ist froh, wenn er ein fertiges Sandwich oder einen Salat verdrücken kann, ohne es erst zubereiten zu müssen – weil in den meisten Fällen Küche oder Zeit dafür fehlen.

Zum Problem wird das aber, wenn diese – nachvollziehbare – Bequemlichkeit irgendwann zur Selbstverständlichkeit wird, wenn also auch das Obst und Gemüse, das nicht dafür gedacht ist, sofort gegessen zu werden, bereits in Häppchen verkauft wird. Bei M&S Simply Food (aber auch in anderen, klassischen Supermärkten) ist alles schon geschält, gewaschen, zerkleinert und vorportioniert, wenn es im Regal landet. Die Karotten kommen aus Israel, sind “packed in the UK” und wahrscheinlich irgendwo auf dem Weg dazwischen in Stücke geschnippelt worden. An Radieschen ist jegliches Grünzeug entfernt. Die (natürlich gekühlten) Kartoffeln blitzen blinkblank. Bloß nichts soll darauf hindeuten, dass all die leckeren Sachen mal aus der schmutzigen Erde kamen.

Stattdessen ist alles in sauberes, durchsichtiges Plastik verpackt. Einzeln. Und doppelt. Und dann noch mal.

Das ist ein lustiger Gegensatz: Einerseits legen viele Leute großen Wert darauf, dass das eingekaufte Gemüse nicht einmal um die Welt geflogen wurde bevor es im Einkaufswagen landet, im besten Fall wurde es auch ökologisch verträglich hergestellt – aber nach Garten aussehen soll es nicht mehr?

In deutschen Supermärkten gibt es glücklicherweise mehrheitlich noch Obst & Gemüse, das nicht den Eindruck vermittelt als sei es vorher die Waschanlage gefahren und auf Hochglanz poliert worden; meistens dürfen sich die Kunden sogar selbst aussuchen, wieviel Stangen Porree sie kaufen möchten anstatt vorgepackte Bündel mitzunehmen.

Allerdings macht sich der Vorportionierfimmel auch hier langsam breit. Bei Mischsalaten aus der Tüte (diesen zum Beispiel) mag das ja noch nachvollziehbar sein, weil man dann nicht zig verschiedene Sorten kaufen muss. Aber wer geschälte und eingelegte Kartoffeln aus dem Glas wählt, der muss schon außerordentlich faul sein oder eine schlimme Schälallergie haben. Und die vorgeschnittene, in Ketchup ertränkte Currywurst aus dem Kühlregal gehört eher in die Kuriositäten-Kategorie – ein Gag in Lebensmittelform.

In Großbritannien, so scheint’s, etabliert sich das blitzsauber eingetütete und vorgeschnittene Gemüse allerdings als Standard. Wieviel davon wohl nach ein, zwei Tagen auf den Müll kommt, wenn es nicht verkauft wurde, aber bereits den schleichenden Oxidationstod stirbt?

In diesem Fall ist es ausnahmsweise mal ein richtiger Vorteil, dass deutsche Supermärkte sich oft etwas schwer tun mit Innovationen, und das kann auch ruhig so bleiben. Weil Sofortessen zwar eine gute Idee für zwischendurch ist, aber alles andere ruhig weiter so aussehen sollte als müsste man sich ein bisschen anstrengen, um daraus ein Abendessen zuzubereiten. Alleine schon, damit unsere Kinder künftig beim Urlaub auf dem Bauernhof keinen Schock erleiden, wenn sie zum ersten Mal sehen, wo die kleinen Karotten wirklich herkommen. Nämlich nicht aus der Tüte.

Was meinen Sie?

Fotos: Supermarktblog

Gute Supermarkt-Vorsätze für 2012

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Traditionell denken sich die Menschen zu Silvester aus, was sie in ihrem Leben im nächsten Jahr besser machen wollen. Aber nirgendwo geschrieben, dass sich nicht auch Supermärkte was vornehmen dürfen. Im letzten Blogeintrag für dieses Jahr überlegen sechs Läden, was 2012 – vielleicht – anders werden soll.

Die Märkte möchten gerne anonym bleiben. Sie wissen ja: gute Vorsätze sind so leicht wieder gebrochen. Und das wird dann schnell peinlich.

Gesündere Ernährung

“Mir ist schon klar, dass das auf Dauer nicht so weiter gehen kann. Mit all den Schokoriegeln, den fettigen Chips und den Microwellen-Fertiggerichten, die ich im Regal stehen habe. Das Fett und der Zucker sind vielleicht gut fürs Geschäft. Ein ausgewogenes Sofortessen für zwischendurch sieht aber natürlich anders aus. Wenn nächstes Jahr der Nachwuchs in Düsseldorf dazu kommt, wird es wirklich höchste Zeit, ein bisschen mehr auf die Gesundheit zu achten. Bei der Verwandtschaft in Großbritannien klappt es schließlich auch. Leckere Salate und Sandwiches, auf die nicht meterdick Mayonnaise geschmiert wurde – das schaff ich auch. Versprochen: nächstes Jahr wird alles frischer! Ich freu mich schon richtig drauf.”

2011 hat in der Kölner Schildergasse der erste “Rewe to Go” als Imbissalternative eröffnet (siehe Supermarktblog vom April). 2012 kommt eine zweite Filiale in der Düsseldorf Innenstadt dazu.

Längere Kassenbänder

“Ständig sind die Leute genervt, wenn sie mich verlassen. Weil sie erst ewig in der Kassenschlange gestanden haben. Und nachher, wenn sie dran waren, gleichzeitig den EC-Beleg unterschreiben sollten und ihren Einkauf abräumen, den die Kassiererin nach dem Scannen turmhoch am Kassenbandabgrund gestapelt hat. Ich war immer der Überzeugung, dass es nicht anders geht. Weil ich doch so wenig Platz hab. Und weil sich dann alle beim Einpacken beeilen müssen, wenn der nächste in der Schlange ungeduldig drängelt. Aber ich will das so nicht mehr: die ganze Hektik, die schlechte Stimmung, die bösen Blicke, wenn jemand mal nicht alles in drei Sekunden in der Tasche verstaut hat. Die Entscheidung steht fest, es gibt kein Zurück mehr: Nächstes Jahr lass ich mir die Kassenbänder verlängern.”

2011 waren die Kassenbänder in vielen deutschen Supermärkten zu kurz (siehe Supermarktblog vom Juni). 2012 werden sie das vermutlich immer noch sein.

Größere Reste-Ecken

“Notwendig hab ich das ja nicht. Ich kann schon ganz gut selbst beurteilen, ob ich Lebensmittel verschwende oder nicht. Das müssen mir nicht irgendwelche dahergelaufenen Journalisten erzählen. Und an den Pranger stellen lass ich mich schon mal gar nicht! Es ist sowieso alles halb so schlimm: Gerade mal 1,1 Prozent Essbares kommt bei mir pro Jahr in die Tonne weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, hat neulich ein ganz seriöses Institut ausgerechnet. Viel weniger als sonst immer in den Medien behauptet wird! Schlimmer sind doch diese Verbraucher. Die kaufen haufenweise bei mir ein und merken dann zuhause, dass sie das alles gar nicht aufessen können. Wenn das dann in die Tonne kommt, hab ich ja wohl nichts damit zu tun! Aber gut, man will ja kein Spielverderber sein. Ich lasse ja mit mir reden. Das mit der Reste-Ecke im Kühlregal geht in Ordnung. Da kommt dann der ganze Kram rein, der bald abläuft. Von mir aus könnt ihr auch Rabatt drauf haben. Aber dann ist gefälligst Ruhe, verstanden?”

2011 hat der Dokumentarfilmer Valentin Thurn mit seinem Film “Taste the Waste” gezeigt, wie viele Lebensmittel im Supermarkt unnötig weggeschmissen werden (siehe Supermarktblog vom September). 2012 kaufen alle, die zugesehen haben, nicht mehr nur nach Mindesthaltbarkeitsdatum ein.

Weniger Plastik ums Obst

“Mir doch egal, wenn wieder die halbe Kundschaft das lose Obst und Gemüse angetatscht hat, bevor sich jemand erbarmt und es mit zur Kasse nimmt. Ich muss das ja nicht essen! Und wenn irgendwer glaubt, dass die Welt davon besser wird, dass die Plastikverpackungen um die Bananen weggelassen werden – nur zu! Von mir aus leg ich stattdessen auch Papiertüten in die Gemüseabteilung. Aber wehe, es macht mir jetzt auch noch einer die Plastiktüten mies! Hinterher bringt die Kundschaft noch ihre eigenen siffigen Taschen zum Einkaufen mit.”

2011 hat die EU bekannt gegeben, Plastiktüten besteuern zu wollen, damit die nicht mehr die Umwelt verschmutzen (siehe Supermarktblog vom September). 2012 wird der Vorschlag wahrscheinlich weiter geprüft. Reden wir 2015 nochmal drüber.

Ach, und wenn wir gerade dabei sind: Schauen Sie sich doch mal diesen fantastischen Kurzfilm zum Thema an.

(Danke an Christian für den Tipp.)

Lesbare Grundpreisangeben

“Ach, sagen Sie bloß! Das fällt gar nicht unter die künstlerische Freiheit, wenn ich auf meine Preisschilder nur ganz klein schreibe, wieviel der Käse aufs Kilo umgerechnet kostet? Das soll größer sein? Kennen Sie denn jemanden, der gleich ein ganzes Kilo Käse kaufen will? Dann muss ich mal gründlich überlegen, ob sich da machen ließe. Oder nicht.”

2011 waren die Grundpreisangaben auf den Preisschildern in vielen Supermärkten nur mit der Lupe zu lesen (siehe Supermarktblog vom November). 2012 wird sich daran womöglich wenig ändern.

Und das, obwohl die für den Verbraucherschutz zuständigen Minister der Länder bei ihrer Konferenz im vergangenen September beschlossen haben, dass die Grundpreisangabe per Gesetzt künftig “mindestens halb so groß dargestellt” wird wie der Einzelpreis. Einheitliche Bezugsgrößen (1 Kilogramm, 1 Liter) waren auch vorgesehen. In einem Ausschuss Ende November konnten sich Bund und Länder aber nicht auf die Änderungen einigen. Das heißt: Es passiert erstmal – nichts.

Freiheit für Aufbackbrötchen

“Natürlich weiß ich, dass es nicht gut ist, aufgebackene Teiglinge für den Verkauf in Brötchenbatterien zu halten. Aber die Leute wollen ja immer alles so günstig haben, und frisch muss es trotzdem sein. Was soll ich denn bitteschön machen? Vielleicht einen Bäcker anstellen, der den ganzen Tag persönlich die Brötchen verkauft? Und wie soll das mit den Personalkosten gehen? Gut, diese ganze Bio-Debatte gibt einem natürlich zu denken. Ich hab auch schon überlegt, wenigstens auf Freilandbrötchen umzusteigen. Aber man muss sich halt entscheiden: entweder mehr Platz für die Brötchen, die sowieso nur bis zum Abendessen überleben – oder ein schöner großer Parkplatz und ein paar Wohnungen auf dem Dach.”

2011 haben Aldi Süd und Lidl in vielen Filialen Backtheken eröffnet damit viele Bäcker verärgert (siehe Supermarktblog vom Mai). 2012 will sich Aldi Nord dem Ärger anschließen.

Fotos: Supermarktblog

Vielen Dank fürs Mitlesen, für die Kommentare, Mails und das Interesse an all den sonderbaren Texten übers Einkaufen, die hier in den vergangenen Monaten standen und so wie es aussieht auch 2012 wieder stehen werden. Frohes neues Jahr!

Auf Wiedersehen, Grüne Wiese: Der Trend geht zum “City”-Markt

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Es geht eine Erkenntnis um unter europäischen Supermarktbetreibern: Viele Kunden lehnen es ab, samstagmorgens mit dem Geländewagen an den Stadtrand zu fahren und dort in einem Supermarkt einzukaufen, der so riesig ist, dass man Brotkrumen hinter sich ausstreuen muss, um den Weg zurück zu finden.

Oder, anders gesagt: Die Grüne Wiese ist out. Willkommen in der Grauen Stadt!

Da ist meistens kein Platz, um Einkaufscenter hinzubauen. Aus diesem Grund haben die Ketten das “urban convenience store concept” erfunden. Oder wie wir einfacher gestrickten Leute sagen: den Stadtmarkt. Das Supermarktblog erklärt, was hinter den einzelnen Konzepten steckt.

Rewe City, Deutschland
Kennen Sie das? Gleich ist Feierabend, Sie wollen zuhause noch was kochen, doch – pardauz! – im Kühlschrank ist Ebbe und der nächste Wochenendeinkauf ist noch ein paar Tage hin. Was tun? Rewe hat da eine Spitzenidee: ein “Vertriebskonzept, das den aktuellen gesellschaftlichen Trends optimal gerecht wird”!

Oder wie wir Profis sagen: ein “urban convenience store concept”.

Seit 2009 nennt Rewe kleine Läden in großen Städten “Rewe City”, weil irgendjemand im Unternehmen entdeckt hat, dass die Leute gerne dort einkaufen wollen, wo sie wohnen. (Diese Teufelsmarktforscher wieder!) Das eigentlich Spannende am City-Konzept ist, dass Rewe dafür ganz bewusst auch neue Läden mitten in der Stadt sucht. Im vergangenen Jahr eröffnete eine Filiale direkt am Berliner S-Bahnhof Friedrichstraße. Ansonsten halten sich konzeptionellen Besonderheiten aber in Grenzen.

Rewe sagt: Die City-Märkte haben besonders lange Öffnungszeiten. Aber das haben die normalen Märkte inzwischen auch.
Rewe sagt: In den City-Märkten gibt es ganz viel Frisches zu kaufen: Obst und Gemüse, Käse, Fleisch. Ja, genau wie in den normalen Märkten.
Rewe sagt: Die City-Märkte haben “nur” 8000 Artikel im Sortiment. Gut, das ist natürlich fatal, auf dem Heimweg nicht schnell noch ein paar aus Nicaragua importierte mandelbesplitterte Einleggurken mitnehmen zu können.

Unterschied zum normalen Rewe: minimal.

Netto City (ohne Hund), Deutschland
Falls Sie schon immer mal wissen wollten, was “fußläufig erreichbare Innenstadtlagen” sind: So bezeichnet man bei der Edeka-Tochter Netto (ohne Hund) [Erklärlink] die Orte, an denen Netto-(ohne Hund)-Läden betrieben werden, in die das ganze Zeug nicht reingeht, das die normal großen Märkte haben. Bei der Übernahme des Konkurrenten Plus wurden viele kleine Läden geerbt, die eigentlich überhaupt nicht ins Konzept passten. Die nannte man dann kurzerhand “Netto City”. Und schon passten sie.

Offiziell möchte Netto (ohne Hund) das natürlich ebenfalls als innovatives Konzept verstanden wissen, vor allem als “einziges City-Konzept in der Discount-Branche”. Die “Lebensmittelzeitung” meldete kürzlich aber, dass die City-Filialen nach und nach durch größere ersetzt werden sollen. Also nix mit Zukunft.

Unterschied zum normalen Netto: erhöhte Stapelumfallgefahr.

Carrefour City, Frankreich
Merken Sie was? So furchtbar kreativ sind die Supermarktketten bei der Namensfindung auch im Ausland nicht. Noch ein City-Konzept wurde von Europas größtem Einzelhändler Carrefour 2009 gestartet, zur gleichen Zeit wie bei Rewe. Das Prinzip ist ähnlich: Stadtfilialen heißen seitdem “Carrefour City”, derzeit sind es 355 in ganz Frankreich.

Anders als bei den deutschen Beispielen ist der Unterschied zum normalen Laden (“Carrefour Market”) aber auf den ersten Blick sichtbar: nicht nur wegen des grünen Logos und der aufgehübschten Ladeneinrichtung, sondern weil die Märkte viel konsequenter eingeteilt sind. (Hier lassen sich Fotos ansehen.) Während die hiesigen “City”-Konzepte eher als Schrumpfversionen der Ursprungsmärkte durchgehen, gibt es in einem typischen Carrefour City zwei Abteilungen:

Die für Leute, die in Eile sind, aber noch ein bisschen Kram für die Woche brauchen: Zahnpasta, Kaffeefilter, Kekse. Oder was zum Kochen. An Schnellkassen wird zackig bezahlt, noch ein Plastiktütchen dazu, und raus.

Die zweite Abteilung ist für Leute, die in nächster Zeit weder an einem Kühlschrank, noch an einem Herd vorbeikommen werden (oder wollen). Im Eingangsbereich stehen lange Kühlregalreihen mit typischem Sofortessen [Erklärlink]: Sandwichs, Softdrinks, Schokolade. Und: viel Obst. Wer nicht gleich zur Bushaltestelle weiterhetzen muss, kann sich an den Tresen im Schaufenster setzen und von den Leuten draußen beim Einnehmen der Zwischenmahlzeit zusehen lassen.

Aber Vorsicht: Carrefour City ist nur bedingt für Vegetarier geeignet. Die Franzosen können zwar hervorragend käsen. Aufs Sofortessen purzelt aber meistens noch was Wurstiges drauf.

Unterschied zum normalen Carrefour: schöner, übersichtlicher, grüner.

* * *

Zwar ist Edeka in Deutschland gerade dabei, zumindest einige seiner verwirrenden Laden-Bezeichnungen abzuschaffen. Dafür dürften in den nächsten Jahren zahlreiche neue Spezialkonzepte wie Pilze aus dem Boden schießen. Zumindest entspräche das dem internationalen Trend, der hierzulande ja gerne mit nur wenigen Jahren Verzögerung aufgegriffen wird.

Die europäische Mutter aller Supermarktexperimente, Tesco, hat’s vorgemacht und nennt seine Kleinläden “Metro” oder “Express”. Carrefour betreibt außer “City” in Frankreich inzwischen auch “Carrefour Express” (für Leute mit Kochallergie), “Carrefour City Café” (für Leute, denen es bei Starbucks zu voll war) und “Carrefour Montagne” – für Leute, die in den Bergen wohnen. Kein Witz. 2010 haben die ersten vier Läden in den Alpen und in den Pyrenäen geöffnet, inzwischen gibt es 14 Filialen. (Fotos ansehen?)

Damit es im deutschen Lebensmittelhandel bald genauso schillernd zugeht und Rewe nicht alle neuen Shop-Konzepte allein erfinden muss, seien den Unternehmen folgende Spontanvisionen ans Herz gelegt:

“Aldi Südy”: Der kompakte Stadt-Discounter für Menschen mit Abneigung gegen die Verenglischung der deutschen Sprache.

(Den ersten Schritt in diese Richtung hat Aldi Süd bereits unternommen: Ende 2011 eröffnete an der Konstabler Wache in Frankfurt eine Stadtfiliale, die drinnen zwar genauso aussieht wie alle anderen. Allerdings gibt es erstmals Einkaufskörbe für Wenigkäufer, und einen Teil des traurigen Sofortessen-Sortiments wurde in einer eigenen Kühltruhe an der Kasse aufgebahrt:)

“Real Schmal”: Die ganze Produktvielfalt eines typischen Real-SB-Warenhauses [Erklärlink] auf einem Hundertstel der Quadratmeter! Vermutlich würden sich dafür ausschließlich Immobilien mit Deckenhöhen ab 5 Metern eignen.

“Netto plus”: Netto (ohne Hund) in sympathisch. Die meisten Einkaufswagen, Kassen und Gefrierregale haben sowieso noch die alten Plus-Farben Orange und Blau. Ließe sich also leicht umsetzen. (Tatsächlich sollten die heutigen Netto-City-Läden ursprünglich “Plus Marken-Discount” genannt werden.) Statt der Kleinen Preise, die Kaiser’s Tengelmann ins Plus.de-Reservat gerettet hat, bräuchte es eventuell Ersatzmaskottchen: zum Beispiel die Kleinen Kreise – lustige runde Preisschilder mit Comic-Augen und dünnen Beinchen.

“Aldi Nord clean & beautiful”: Ein Aldi-Markt, der alle üblichen Produkte führt, aber für Kunden gemacht ist, die das Doppelte bezahlen würden, wenn die Ladeneinrichtung nicht vom Sperrmüll käme.

Sonst noch Vorschläge?

Fotos: Supermarktblog

Ferien am Radieschen River: Ein Reisebericht aus Schweizer Supermärkten

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Hohe Berge, tiefe Täler, tanzende DJs – Touristen hat die Schweiz so einiges zu bieten. Leider weigert sich die Fremdenverkehrswerbung bis heute, die zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Lebensmittelhandels in ihren Empfehlungskatalog aufzunehmen. Das Supermarktblog ist extra nach Zürich gereist, um Migros und Coop einen Besuch abzustatten und das Versäumnis nachzuholen. (Bevor Sie auch die Reiselust packt: bitte das Kleingedruckte lesen.*)

*Wechselkursbedingt eignet sich der Einkauf in Schweizer Supermärkten ausschließlich für mehrfache Lottogewinner, die gerade geerbt haben. Sollten Sie nicht zu dieser Gruppe gehören, seien Sie vorsichtig! Ihr Portemonnaie wird es Ihnen danken.

Pizza-Stalaktiten
Malerisch gelegen in den Tiefkühlzonen vieler Ladengeschäfte, gehören die wunderbaren Pizza-Stalaktiten zu den einzigartigen Naturschauspielen des Landes. Aus kleinen Metallarmen in den Kühlmöbeln wachsen vorbelegte Pizzen in allen Farben und Größen, oft reichhaltig belegt mit Wurstsorten, Gemüse oder sogar Meeresgetier. Die zur Familie der Teigfladen gehörenden Pizza-Stalaktiten sind ein Phänomen der Supermarktneuzeit und werden lediglich durch eine dünne Plastikschicht von ihrer Umwelt geschützt. Einmal aufgewärmt, sind sie schnell verschwunden. Auf keinen Fall sollten sie mit ihren tiefgefrorenen Artgenossen in deutschen Supermärkten verwechselt werden, die oft eine deutlich längere Haltbarkeit aufweisen und zu den so genannten Flachwüchsern gehören. Die Tiefkühlzonen sind jahreszeitenunabhängig begehbar. Bei längerem Aufenthalt empfiehlt sich geeignete Kleidung (gefütterte Jacken etc.).

Billigmarken-Tiefebene
Zu den für Touristen weniger empfehlenswerten Regionen des Schweizer Lebensmittelhandels gehören die Bück- und Reckregionen der Marktregale. Ihrer leichten Zugänglichkeit zum Trotz sollten Urlauber sie meiden, da sie in Migros-Filialen zum bevorzugten Lebensraum der “M Budget”-Billigmarken gehören (u.a. Schokolade, Zwieback, Kartoffelpüree). Diese fallen sofort durch die ungewöhnlich ablehnend gestalteten Verpackungen auf, die selbst Discount-erfahrener Kundschaft schwer zusetzt. Mehr noch als die alarmierende Farbkombination aus dunklem Grün und Migros-Orange signalisiert das Fehlen beschönigender Inhaltsabbildungen (deutsch: “Serviervorschlag”) den heimischen Einkäufern Gefahr. Viele Schweizer machen deshalb automatisch einen großen Bogen um die Produkte, auch um nicht von Eidgenossen bei einer eventuellen Konsumabsicht beobachtet zu werden. Touristen sollten es ihnen gleichtun, um Einheimische nicht zu mitleidigen Blicken zu provozieren.

Radieschenwasserfall
Von regelmäßigen Kunden liebevoll “Radieschen River” genannt, ist dieses Phänomen sicher ein Höhepunkt der Schweizer Supermarkteinrichtung und wegen seiner günstigen Lage im Seitengang der Gemüseabteilung des Bahnhofs-Coop in Zürich nur schwer zu verpassen. Umringt von prächtigen Südfrüchten, heimischem Obst sowie Zucchini und Auberginen in Bio-Qualität sprudelt ein Wasserfall über Treppengitter, auf denen sich tagsüber ganze Radieschenkolonien erfrischen. Ursprung dieser beinahe natürlichen Quelle ist eine Minisprinkleranlage an der Oberseite des Regals. Allerdings zeigt sich hier auch die Zweiklassengesellschaft in Schweizer Frischeabteilungen. Zwecks Nutznießerschaft haben sich zwar einige parasitäre Kräuter an die Seiten des Radieschenwasserfalls geklemmt; das Restgemüse sitzt aber weiter auf dem Trockenen.

Recycling-Quelle
Vielen Deutschen sind aus ihrem Supermarkt die störrischen, nach Alkohol riechenden Pfandautomaten bekannt, vor denen man bis zur endgültigen Flaschenerkennung ganze Nachmittage lang belästigt werden kann. Ihre Schweizer Verwandten sind edler, frischer, in der Regel hinter der Kassenzone beheimatet und schlucken leere Plastikflaschen ohne Widerstand. (Allerdings verzichten Sie auf die Herausgabe nützlicher Pfandbons.) An Regentagen kann sich ein Besuch lohnen, sonst gehören die Recycling-Quellen aber nicht zu den Must-see-Attraktionen.

Heiße Theken und Döner-Hügel
Sie sind wenig appetitlich, aber ein unverzichtbarer Teil der Supermarktbiosphäre unserer Nachbarn: die heißen Theken, in denen allerlei Würste und Schnitzel eine Heimat gefunden haben. Ihre Existenz ist oft nicht von langer Dauer, da sie zum Sofortverzehr erhitzt und in Plastiktaschen verpackt werden. So sind sie leichte Beute für hungrige Mittagspausenhetzer und fettsüchtige Touristen. Während sich Würste und Schnitzel am liebsten in höhlenartigen Heißregalen aufhalten, die direkt an die Supermarktwände grenzen, bevorzugen Quiches, Pasteten und Frischfrittiertes frei zugängliche Metalltheken mit offenen Seiten. Ab und an verirrt sich auch mal eine Focaccia dazu. Höhepunkt ist aber der nahegelegene Dönerhügel, der ebenfalls eine Theke belegt, an der jedoch Bedienungspflicht durch Marktpersonal herrscht, welches das Schichtfleisch nach den individuellen Wünschen des Künden Kunden abträgt und zu einer “Mahlzeit” verknetet. Der Besuch ist vor allem zu Stoßzeiten empfohlen, da sich das Fast Food zu weniger geeigneten Snackzeiten in seine Heißregale zurückzieht und sich seltener blicken lässt.

Falls Sie weitere Sehenswürdigkeiten in Schweizer Supermärkten empfehlen können, schreiben Sie die doch in die Kommentare!

Fotos: Supermarktblog

“Die Marktlücke ist da”: Albert Heijn to Go exportiert sein Snackkonzept nach NRW

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Vor anderthalb Jahren eröffnete Rewe in Köln seine erste Filiale speziell für Snacks – mit Sandwiches, geschnittenem Obst, Getränken und Fertigmahlzeiten. “Convenience” heißt das in der Supermarktbranchensprache. Oder, wie hier im Blog: Sofortessen. Inzwischen sind drei weitere Rewe-to-Go-Filialen hinzugekommen, zuletzt am Kölner Hauptbahnhof. Vor allem gibt es einen neuen Konkurrenten: Im September holte der niederländische Konzern Ahold sein Ladenkonzept “Albert Heijn to Go” nach Deutschland. Los ging’s in Aachen. In dieser Woche öffnete im Ruhrgebiet die zweite Filiale ihre Türen.

Das Supermarktblog hat sich vorm Sandwichregal mit Deutschland-Chef Jürgen Hotz unterhalten – über unterschiedliche Snackkulturen, nächtliche Eigenmarkenlieferungen und die Konkurrenz durch Backketten und Schnellrestaurants.

* * *

Herr Hotz, hier in Essen hat gerade die zweite deutsche Filiale von Albert Heijn to Go eröffnet. Schauen Sie sich jetzt erstmal an, ob die Deutschen Ihre Sandwiches mögen – oder geht’s gleich weiter?

Jürgen Hotz: Wir haben uns fürs erste Jahr insgesamt etwa zehn bis zwölf Filialeröffnungen vorgenommen. Das schaffen wir auch. Ich gehe davon aus, dass in jedem Monat eine neue Filiale hinzukommt. In zwei Wochen ist Düsseldorf dran, Anfang 2013 folgt Laden Nummer vier. Wir haben festgelegt, zunächst in Nordrhein-Westfalen zu bleiben. Daran halten wir uns auch.

Sie haben in Aachen erste Erfahrungen gesammelt: Was kommt bei den Kunden an? Und was funktioniert anders als gedacht?

Hotz: Wir haben gemerkt, dass uns viele Kunden schon sehr gut kennen – aus den Niederlanden. Sie kommen in den neuen Laden und vermissen dann typisch niederländische Produkte wie Hagelslag und Vla. Aus dieser Erfahrung lernen wir gerade und wollen diese Produkte künftig auch in den deutschen To-Go-Filialen anbieten.

Das hätten Sie sich doch eigentlich vorher denken können, oder?

Hotz: Jein. Wir haben das Konzept für Deutschland schon leicht angepasst: Es gibt natürlich viele typisch deutsche Marken. Und viel weniger Milchprodukte. In den niederländischen Filialen ist damit eine ganze Regalreihe gefüllt. Aber hier trinken die wenigsten Leute Buttermilch zum Mittagessen. Die Niederländer essen mittags häufig Brot, die Deutschen auch mal einen Salat oder etwas Warmes. Dementsprechend haben wir unsere “Meal Deals” angepasst, also die Kombinationen aus Snack und Getränk zum vergünstigten Preis. Es kommt außerdem sehr auf die Lage des Ladens an, welche Produkte funktionieren. In den Niederlanden haben unterschiedliche Albert-Heijn-to-Go-Filialen auch unterschiedliche Sortimente. In manchen wird zum Beispiel frisches Fleisch verkauft, in anderen Blumen.

Aber Sie suchen vor allem Läden in Fußgängerzonen und Innenstädten, oder?

Hotz: Ja. Wenn wir in einer Seitenstraße aufmachen, finden uns die Kunden nicht. In den Niederlanden gibt es Albert Heijn to Go aber auch an Bahnhöfen. Im nächsten Frühjahr werden wir auch eine deutsche Filiale in einem Bahnhof eröffnen.

Auf den wenigen Metern vom Bahnhof zu Ihrem neuen Laden sind mir hier gerade zwei Kamps-Filialen, zwei Backwerk-Läden, Nordsee, McDonalds’s und Starbucks begegnet. Sie sind erstmal nur ein Anbieter unter vielen. Warum sollen die Leute ausgerechnet bei Ihnen ihr Mittagessen kaufen?

Hotz: Wir haben einen Vorteil: Alle Läden, die Sie gerade aufgezählt haben, bieten nur ein ganz bestimmtes Sortiment. Bei uns gibt es alles: frische Backwaren, Salate, Säfte, Sushi, Tapas. Einen solchen Mix finden Sie in einem anderen Laden hier auf der Straße nicht.

Vielleicht wollen’s die Deutschen genauso haben: Schrippe mit Käse drauf – und das reicht. Sonst hätte es das Mix-Konzept doch schon viel früher geben müssen.

Hotz: Ein belegtes Brötchen kann ich Ihnen ohne Probleme auch anbieten. Aber genauso einen Salat oder eine Suppe mit Garnelen. Wir haben uns lange mit dem deutschen Markt beschäftigt und wir glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Die Marktlücke ist da.

Liegt das auch daran, dass die Läden gerade leichter zu haben sind? In Aachen haben Sie in einer früheren Schlecker-Filiale eröffnet.

Hotz: Nein, das ist Zufall. Es ist heute nicht leichter als vor fünf oder zehn Jahren, einen Laden in einer guten Lage zu finden. Wir suchen Flächen zwischen von 60 und 80 Quadratmetern, 130 sind aber auch machbar. Der entscheidende Punkt ist ein anderer: Unsere Lebensgewohnheiten haben sich geändert. Wir sind öfter unter Zeitdruck, essen auf der Straße, im Gehen. Es gibt viele Alleinerziehende, Berufstätige. Die Nachfrage nach schnellem, unkompliziertem und gesundem Essen ist deutlich gestiegen. Albert Heijn to Go ist das Konzept dafür. Weil die Leute nicht mehr überlegen müssen: Geh ich zum Bäcker oder in den Supermarkt? Sie können alles auf einmal haben. Auch mancher Bäcker erweitert sein Sortiment bereits mit Salaten. Es gibt also einen Bedarf. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an.

Wie groß ist dann die Konkurrenz durch Backketten oder Discounter, die im Kühlregal auch schon Obst, Salate und Sandwiches für die Mittagspause anbieten?

Hotz: Unsere Stärke ist, dass wir eine sehr abwechslungsreiche Auswahl haben. Aber auch, dass alles sehr schnell geht. Wer seinen Zug kriegen muss oder nur eine kurze Mittagspause hat, für den ist Schnelligkeit entscheidend. Im Discounter stehen Sie womöglich in der Schlange zwischen den Menschen, die gerade ihren Wochenendeinkauf erledigen. Und das kann dauern. Bei uns können Sie innerhalb von zwei Minuten Ihren Einkauf erledigt haben.

Es gibt bei Albert Heijn to Go keine Kaffee-Selbstbedienung wie beim Konkurrenten Rewe to Go. Warum?

Hotz: Weil viele Kunden es tatsächlich schätzen, beim Kaffee bedient zu werden. An der Kasse fragt der Mitarbeiter zuerst, ob ein heißes Getränk gewünscht wird, das dann während des Kassierens durchläuft. Selbstbedientheken sehen, weil öfter mal was daneben geht, schnell nicht mehr so appetitlich aus.

Viele Snacks, Salate und Sandwiches von Albert Heijn to Go kommen aus eigener Produktion und sind einheitlich verpackt. Ist das ein Vorteil gegenüber Konkurrenten?

Hotz: Ja, fast alles sind Private Labels mit dem blauen Albert-Heijn-Logo. Sämtliche Frische-Snacks werden nachts aus den Niederlanden geholt und an die Filialen ausgeliefert. Das ist schon mal ein logistischer Vorteil. Außerdem ist der Inhalt auf vielen Verpackungen schon jetzt in vier Sprachen angegeben: französisch, englisch, niederländisch und deutsch. Ich kann mir aber auch vorstellen, ein tolles Produkt aus einem klassischen Albert-Heijn-Supermarkt in unser Sortiment aufzunehmen.

Das bedeutet aber auch: Sobald die erste Filiale außerhalb Nordrhein-Westfalens eröffnet, müssten Sie die Logistik umplanen.

Hotz: Ich kann Ihnen versichern: Auch dafür hätten wir schon Lösungen.

Wann entscheiden Sie, ob Albert Heijn to Go in Deutschland Zukunft hat?

Hotz: Das ist kein Test. Wir sind von unserem Konzept überzeugt. Es ist auf jeden Fall geplant, zu expandieren. Wir unterschreiben jetzt einen Mietvertrag nach dem anderen.

Mehr über den Laden und die “Lekkereijen” bei Albert Heijn to Go steht im nächsten Blogeintrag.

Fotos: Ahold, Supermarktblog


Albert Heijn to Go und das deutsche Supermarkt-Snack-Elend

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Es folgt ein Memo an deutsche Supermärkte, die sich daran versuchen, ihren Kunden Sofortessen für den Unterwegsappetit anzubieten:

  • Pressschinken mit Käse, der zwischen zwei Brotscheiben mit Remoulade verklebt wird und anderthalb Wochen haltbar sein soll, ist kein frisches Sandwich.
  • Ein durch den Häcksler gezogener Mischsalat, auf dem zwei dürre Tomatenscheiben und drei Mini-Mozzarella-Kugeln liegen, ist keine “Salatschale Manhattan”.
  • Bloß weil morgens ein Mitarbeiter zwei Dosen Kidneybohnen und Mais aufmacht und deren Inhalt auf ein bisschen Grünzeug kippt, kommt dabei kein “Mexiko-Salat” heraus.

Anders formuliert: Was hiesige Supermärkte ihren Kunden zur schnellen Hungerbekämpfung anbieten, ist oftmals eine Zumutung. Einfallslos kombiniert, traurig angerichtet, mit Klebeetiketten aus dem Thermodrucker zugepappt.

Insofern können die Ketten froh sein, dass der niederländische Konzern Ahold seine Albert-Heijn-to-Go-Filialen aus logistischen Gründen zunächst bloß in Nordrhein-Westfalen eröffnet. (Die nächste übrigens am 5. Dezember 2012 in Düsseldorf, Graf-Adolf-Platz 6.) Weil sonst gleich das ganze Land für ihr langweiliges Kühltruhenessen verloren wäre.

Das liegt weniger daran, dass die Niederländer tausend neue Ideen mitgebracht haben. Mit dem Sortiment in den bisher eröffneten Läden bilden sie lediglich den Standard ab, der für Supermärkte in anderen europäischen Ländern seit Jahren selbstverständlich ist. Und dem sich die deutschen Läden bisher beharrlich verweigern. Ungewöhnliche Salatkombinationen, Gemüse-Snacks und Sandwichs, die nicht immer mit denselben drei Zutaten belegt sind, gehören in deutschen Supermärkten zu den Ausnahmen. Bei Albert Heijn to Go sind sie das Konzept.

Das Sortiment
Wer Chips, Gummibärchen und Softgetränke für die Pause braucht, kriegt die hier natürlich auch. Und aus der Backstation lassen sich außer Donuts und belegten Brötchen auch seltsame Teigtaschen im Fettmantel ziehen. Aber der Schwerpunkt bei Albert Heijn to Go fällt sofort beim Reinkommen auf, wenn man am Anfang des langen Kühlregals steht. Darin lagern Salate (“Caesar’s Salad”, “Tuna Delight”, “Beef Teriyaki”), Mahlzeiten in der Dampfgarschale für die Microwelle im Büro, geschnittenes Obst und Gemüse in Schalen oder in Tüten, dazu Sandwichs, Wraps, Pasta- und Couscoussalate, Sushi und Tapas-Kombis (Serrano Schinken, Ziegenkäse und Feigenbrot).

Fast alles sind Eigenmarken, bedruckt mit dem blauen Albert-Heijn-Logo und relativ stylish verpackt.

Um die Pastasalate sind Banderolen gewickelt, auf die alle Zutaten noch einmal einzeln abgebildet sind, wie in einer Rezeptanleitung: für den “Chicken Bacon Salat” zum Beispiel Penne, eine Scheibe Speck, frische Kräuter, Hühnerfilet und Gewürze. Auf den Smoothies sitzen kleine Papierhütchen, die den Inhalt angeben, damit auf der Flasche kein Etikett den Blick auf den Inhalt versperrt. Und auf den knallbunten Frucht-Nussmischungen im Regal gegenüber steht “Fruits Going Nuts”.

Von der Klebeetiketten-Ästhetik deutscher “Mexiko-Salate” ist das tatsächlich Welten entfernt, und ziemlich nah dran am Sofortessen aus britischen Supermärkten.

Der Laden
Ist quietschbunt: orange, rosa, apfelgrün, hellblau. Wenn nicht alles voller Essen stünde, würden Eltern hier ihre Kinder zum Spielen abgeben. Licht und Musik ändern sich im Tagesverlauf. Morgens leuchtet der Laden lila, mittags orange und abends grün. Im Hintergrund läuft Lounge-Musik, erstmal ganz sanft, damit’s die hungrigen Pendler morgens nicht aus dem Halbschlaf haut. Später wird die Musik immer etwas schneller, um sich dem Rhythmus der Stadt draußen anzupassen. Das soll bei den Kunden für gute Laune sorgen, ist vielleicht aber auch bloß ein Quatsch-Gimmick.

Auf Tafeln und Schildern spielt die Snackkette auf ihre niederländische Herkunft an (“ik bin nieuw… nimm mich mit!”, “probijer mich doch mal!”). Neuen Kunden erklärt Albert Heijn to Go sein Ladenkonzept mit drei Worten: “Lekkereijen to Go.” Das versteht jeder sofort, auch ohne Niederländisch-Kurs. Für ein bisschen Aufmerksamkeit in der Fußgängerzone reicht das allemal.

Die Nachteile
Die ganze Zwischendurchesserei ist natürlich eine Riesenplastiksause. Wer seine Energie in der Mittagspause aus Salatschalen, Müslitöpfchen und Obstbeutelchen bezieht, braucht sich im Supermarkt jedenfalls auch keine Gedanken mehr über seine Plastiktütensünden zu machen. Günstig ist das Essen aus dem Snacksupermarkt natürlich auch nicht – obwohl die Verantwortlichen bei dieser Kritik gerne auf ihre “Meal Deals” verweisen, bei denen sich Salat oder Sandwich und Getränk kombinieren lassen. Ohne “Deal” kostet so ein “Beef Teriyaki”-Salat aber halt doch ordentliche 5 Euro. Ein Sandwich gibt’s für 3 Euro, zwei eher übersichtliche Wraps für 3,50 Euro. Das Smoothie kostet 2 Euro, die Rohkost-Kombi aus der Tüte (Karotte, Radieschen, Sellerie) für 1 Euro. Wer zwei Snacks kombiniert und noch was zu Trinken dazu kauft, ist ziemlich schnell bei 8 bis 10 Euro.

Und trotzdem könnte Albert Heijn to Go den deutschen Konkurrenten gefährlich werden. Saftige Preise haben die (wie Kommentatorin Sabrina hier schon angemerkt hat) nämlich auch. Aber lange nicht dieselbe Auswahl.

Als Rewe vor anderthalb Jahren seine erste Rewe-to-Go-Filiale in der Kölner Innenstadt in Schwarz-Grün eröffnete, standen in den Regalen außer ein den pappigen “fresh company”-Sandwichs (die exakt nach dem Gegenteil von dem aussehen, was draufsteht) allen Ernstes auch Fertiggerichte wie Königsberger Klopse und Schweinegulasch mit Nudeln, zum Aufwärmen in der Laden-eigenen Mikrowelle. Spätestens da war klar: Rewe hat das mit den Snacks noch nicht begriffen. Sondern eröffnet außer Supermärkten jetzt halt auch zapfsäulenlose Innenstadt-Tankstellen für Liebhaber aufgewärmter Hausmannskost und Leute, die gerne soßendurchtränkte Klapppappbrote zu Mittag verspeisen.

Und die neuste To-Go-Filiale am Kölner Hauptbahnhof hätte mit ihrer Mischung aus Heißer Theke und Mini-Supermarkt mit ordentlichem Preisaufschlag genauso gut ein Rewe City werden können.

In dieser Nachlässigkeit der großen Supermärkte liegt die Chance für Anbieter wie Albert Heijn to Go. Zittern werden die Schwergewichte deswegen nicht. Aber sich womöglich noch gehörig ärgern, nicht schon viel früher für eine ordentliche Snack-Versorgung ihrer Kunden gesorgt zu haben.

Fotos: Supermarktblog

Aldis Albtraum, Lidls Kumpel – und ein Discounter nur für Frisches

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Für einen Blick in unsere Supermarktzukunft reicht es manchmal schon, sich anzusehen, was im Ausland passiert. Weil vieles anschließend von deutschen Handelsketten kopiert wird. Die folgenden Beispiele vielleicht ja auch.

* * *

Wer sich während des Urlaubs im Ausland einmal bei Dia mit Lebensmitteln eingedeckt hat, der weiß: Das ist nur für Discount-Puristen ein Vergnügen. Viele Spanier haben wegen der Krise, in der ihr Land steckt, keine andere Wahl – und sorgen dafür, dass Dia Rekordumsätze erzielt. Gegen die alte Albrecht-Regel (Verdienen geht vor verändern) hat sich Dia trotzdem zu einer Auffrischung entschlossen. Anstatt die bisherigen Hutzelläden freundlicher zu gestalten, stampft das Unternehmen ein neues Konzept aus dem Boden: Dia Fresh.

Neues Dia-Fresh-Konzept in Frankreich und Spanien / Foto: Dia

In Spanien gibt es erste Fresh-Filialen bereits seit dem vergangenen Jahr, jetzt kriegen auch die Franzosen den neuen “Nachbarschafts-Discounter” zu Gesicht. Dort soll es auf gerade mal 200 Quadratmetern – wie der Name schon sagt – vor allem frische Sachen geben. Dia-Fresh-Filialen bestehen aus einer klassischen Obst- und Gemüse-Abteilung, einer für vorgepacktes Fleisch und Fisch, einer für Sofortessen (Sandwiches, Nudeln, geschnittenes Obst), einem “Hot spot” für Backwaren, einer Abteiilung für eingelegtes Gemüse und einem Regal zum “Last minute Shopping”. Für Leute, die beim Kochen auch gut riechen wollen, aber kein Deo mehr daheim haben. Nur auf eine Süßwarenabteilung mag Dia Fresh nicht verzichten. (Bilder hier ansehen.)

Die Läden sollen mitten in der Stadt liegen, von halb zehn morgens bis halb zehn abends geöffnet sein und jeden Tag mit neuer Ware beliefert werden.

* * *

Kriegen Sie vom Einkaufen auch immer so Hunger? Kein Problem, im britischen Städtchen Cromer in Norfolk schafft Subway jetzt Abhilfe. Dort hat das Franchise-Unternehmen Ende Juni seine erste Sandwichbude in einem Lidl eröffnet. (Hier gibt’s ein Bild.) Wenn genug Kunden kommen, soll das keine Ausnahme bleiben. Dem britischen “Grocer” zufolge ist Subway verstärkt auf der Suche nach “nicht-traditionellen” Orten für neue Filialen, zum Beispiel in kleinen Supermärkten, Universitäten und Colleges.

Die Discounter-Fast-Food-Kooperation würde auch hervorragend nach Deutschland passen: Dort könnte Subway die frei werdenden Markt-Anbauten füllen, die sich für die bisher dort eingemieteten Bäcker nicht mehr rentieren, seitdem Lidl seine Märkte mit Backstationen ausrüstet. Die Kunden wiederum können das Geld, was sie bei der Selbstbedienung am Brötchenknast sparen, nachher prompt in ein wabbeliges Spezialbrötchen mit Fleischeinlage und süßer Soße investieren.

* * *

Während hiesige Händler vollständig damit ausgelastet sind, sich gegenseitig einzureden, dass sich mit der Online-Bestellung von Lebensmitteln kein Geld verdienen lässt, ist die britische Supermarktkette Waitrose schon ein paar Schritte weiter. Die großen Online-Gewinne fahren zwar der Rivale Tesco und Spezialist Ocado ein. Aber bei Waitrose hat man zumindest erkannt, dass es keinen Weg mehr zurück zum alten Wagenschiebereinkaufsbummel geben wird. Und baut deshalb jetzt seine Märkte um.

In etwa 100 Filialen wird in diesem Jahr Platz gemacht für “Willkommens-Tresen” – eine Art Kundenempfang wie im Hotel. Die “welcome desks” sind zu allererst Anlaufstelle für Kunden, die ihren zuhause vorbereiteten Online-Einkauf vervollständigen und gleich danach im Laden abholen wollen. Das lässt sich am Tresen auf Tablets erledigen. (Ähnlich wie bei Emmas Enkel.)

Außerdem bietet Waitrose dort an, im Laden gekaufte Blumen einzupacken oder Süßwaren bzw. andere Artikel in Geschenkpapier zu verhüllen. In einigen Läden werden auch Klamotten zur Reinigung angenommen. Für den Waitrose-Managing-Director Mark Price sind die Willkommens-Tresen ein erster Beleg dafür, dass sich die Funktion der Supermärkte verändert: “Die Läden werden immer stärker zu Abholstationen”, und an denen würden Kunden weitere Service-Angebote erwarten.

Oder wie’s auf Deutsch heißt: Aldis Albtraum.

Foto: Dia

In 5 Schritten zum Aldi-Lunch

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I. Machen Sie heute im Büro mal ein bisschen früher Mittagspause als sonst, so gegen 11 Uhr. (Also jetzt gleich.) Sie können den Kollegen ja sagen, dass Sie “noch was erledigen” müssen.

II. Fahren Sie an den nächstgelegenen Flughafen, um dort ein Ticket nach London zu kaufen. Ja, für sofort. Stellen Sie sich nicht so an. Stansted ist günstiger. Aber Heathrow geht schneller. Und Sie haben doch Hunger!

III. Angekommen? Gut.

Von der Oxford Street, Ecke Marble Arch in der Innenstadt fährt die Buslinie 98 nördlich über die Edgware Road in den Stadtteil Kilburn (gehört u.a. zum Verwaltungsbezirk Camden). Steigen Sie Kilburn High Road aus. 100 Meter vor Ihnen befindet sich ein britischer Aldi.

"Do your fresh shop here": Aldi in London

IV. Bevor Sie reingehen: Ziehen Sie sich was drüber! Drinnen ist es immer zehn Grad kälter als draußen. Das liegt daran, dass der Laden keine Wände hat, sondern komplett kühlthekenverkleidet ist. (Bis auf die Fensterfront natürlich.) Suchen Sie sich in ebendiesen Theken ein Lunch raus: ein Sandwich, Obst in Plastik, was zu trinken. Stellen Sie sich in die sehr, sehr lange Schlange, die – typisch britisch –  einmal durch den halben Laden geleitet wird. Wenn eine Automatenstimme sagt: “Next customer to till 4 please” – folgen Sie der Anweisung. (Und lächeln Sie beim Bezahlen, das irritiert die Kassierer.)

Guten Appetit!

V. Fahren Sie heim. (Ihr Chef wird sich schon brennend dafür interessieren, wo Sie so lange waren.)

* * *

Was das alles soll?

Ganz einfach: Vor zwei Monaten hat das britische Supermarkt-Branchenblatt “The Grocer” Aldi in Großbritannien zum “Grocer of the Year” gewählt. Das muss ein ziemlicher Schock für die großen Handelsketten gewesen sein, die den Titel sonst Jahr für Jahr unter sich tauschen, ohne dass ihnen ein dahergelaufener Discounter dazwischen funkt. Vielleicht hat die “Grocer”-Jury mit ihrem Urteil provozieren wollen. Vielleicht ist die Auszeichnung auch berechtigt, weil Aldi bei den Briten gerade immer beliebter wird. (Wenn auch auf verhältnismäßig geringem Niveau, wie hier schon mal erwähnt.)

Auf jeden Fall ist der Discounter im Ausland mit einer Taktik erfolgreich, die in Deutschland bisher unvorstellbar wäre: Anpassungsfähigkeit.

Wie weit die reicht und zu Lasten des ursprünglichen Konzepts geht, lässt sich in eben dieser im April eröffneten Stadtfiliale im Londoner Stadtteil Kilburn besichtigen, in der Sie gerade waren. Dort hat das britische Aldi-Management so ziemlich alle Prinzipien gekillt, die hierzulande immer noch heilig sind. Mit einer Ausnahme: den Preisen. Die sind so niedrig wie es zum Image passt, mit dem der Herausforderer um neue Kunden wirbt.

Der Rest ist für Aldi-Verhältnisse geradezu radikal verkehrt.

Geöffnet ist von 7 bis 22 Uhr, sonntags bis 16 Uhr.

In den Regalen stehen massig Markenprodukte. Solche aus Deutschland (Nutella), vor allem aber viele, die den Briten lieb und teuer sind, vom Kingsmill-Brot bis zum Stella-Artois-Bier. Dagegen geraten die bekannten Aldi-Eigenmarken – zum Beispiel Choceur für Schokolade, Rio D’Oro für Säfte – fast ins Hintertreffen. Was allerdings auch daran liegt, dass Aldi in Großbritannien ein übergreifendes Label für seine Discount-Produkte eingeführt hat, wie es die Kunden von Tesco & Co. gewohnt sind: “everyday essentials”.

Aldi-Eigenmarke aus Großbritannien: "everyday essentials"

(Die Produkte sind weiß verpackt, einheitlich designt – und dass Tescos neue Discount-Range ausgerechnet “everyday value” heißt, ist – wenn überhaupt – ein sehr, sehr dummer Zufall.)

Unter der Marke “Has No” führt Aldi UK derzeit nach einem Bericht des “Grocer” außerdem glutenfreie Produkte ein.

Lunch-Angebot im Londoner Test-Aldi

Der gravierendste Unterschied des Hauptstraßenladens ist aber die klare Ausrichtung auf Stadtkundschaft. Dafür braucht es Kühltruhen – um Sandwiches, fertige Salate, Säfte und gekühlte alkoholische Getränke wie Bier, Wein und Champagner unterzubringen (“fresh-to-go”). Auf der gegenüberliegenden Seite werden Obst sowie aufgebackene Brötchen, Brote, Donuts und Kuchen verkauft, die in Körben lagern. Von seinem monströsen Backautomat, wie er in deutschen Filialen üblich ist (siehe Supermarktblog), verschont Aldi die Briten.

Backautomaten? No, my dear! Aufgebackenes kommt bei Aldi London aus dem Körbchen

Kassen mit Förderbändern gibt’s auch keine, sondern nur kleine Tresen.

Der Laden in London scheint derzeit, was das Sofortessen-Angebot angeht, eine Ausnahme zu sein. Vor allem ist er ein Test, ob das erfolgreiche Discount-Prinzip mit der Leidenschaft der Briten für Convenience-Lebensmittel kompatibel ist.

"Open Daily": Werbung von Aldi in London

Ob das im Erfolgsfall zurück nach Deutschland schwappen könnte? Einen Versuch wär’s wert, zumal die  Supermärkte dann gezwungen wären, ihr müdes Angebot für die Unterwegsverpflegung deutlich zu verbessern. Zumindest für einen Test wäre die Auslgangslage gar nicht übel: In Frankfurt am Main hat vor einiger Zeit ein Aldi ganz in der Nähe der Zeil eröffnet. (Mit einem bisher eher mickrigen Sofortessen-Angebot; siehe Supermarktblog – oder hat sich da was verändert? Dann bitte kommentieren!) Und in Düsseldorf will der Discounter auf die Kö ziehen.

Das wären schon mal sehr zentrale Orte, um den Erfolg eines Mittagessen-Angebots aus dem Discounter zu testen.

In London jedenfalls scheinen die Kunden das Prinzip verstanden zu haben. Gleich am Eingang steht die Erklärung:

“Aldi simplicity: No gimmicks, no deals, just a great lunch at a great price.”

Und wenn Sie sich jetzt schon so gut auskennen: Nehmen Sie morgen in der Mittagspause doch einfach mal die Kollegen mit!

Fotos: Supermarktblog

Bistro-Test in Köln: Rewe will “sozialer Treffpunkt” werden

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Eine der wichtigsten Grundregeln im Goldenen Buch Des Einkaufens lautet: Geh niemals mit leerem Magen Lebensmittel besorgen! Weil der Magen sonst alleine bestimmt, wie lang der Kassenzettel wird. Die Supermärkte sind da natürlich anderer Meinung. Dass Rewe seine Umsätze mit hungrig in den Laden stürmenden Mittagspäuslern jetzt so konsequent selbst sabotiert, ist also erklärungsbedürftig.

Am Dienstag öffnet am Kölner Waidmarkt das erste “Made by Rewe”, ein Bistro mit direktem Supermarktanschluss, das auf den ersten Blick ein bisschen aussieht als sei ein Ikea-Restaurant mit einer Kantine zusammengestoßen.

Als als sei ein Schnellrestaurant mit einer Kantine zusammengestoßen: "Made by Rewe" in Köln / Foto: Rewe

Einige Supermarktblog-Kommentatoren haben an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass auch viele selbstständige Kaufleute und SB-Warenhäuser Bistros an ihre Läden angedockt haben. “Made by Rewe” ist trotzdem was Besonderes. Weil es im Erfolgsfall der Auftakt zu einem Strategiewechsel im deutschen Lebensmittelhandel wäre.

Rewe-Supermarktvorstand Lionel Souque erklärt, “Made by Rewe” sei “für uns der konsequente Schritt, Supermärkte in hochfrequentierten Lagen verstärkt zu sozialen Treffpunkten zu machen”. Das heißt nichts anderes als dass Rewe daran glaubt, dass Supermärkte in Städten künftig nicht mehr nur die Orte sein werden, die wir ansteuern, um für zuhause einkaufen. Sondern mindestens auch, um dort unsere Mittagspause zu verbringen oder uns abends vor dem Kinobesuch kurz mit Freunden zu treffen. Das Bistro am Waidmarkt hat jedenfalls genauso lange auf wie der normale Supermarkt: von 7 bis 22 Uhr.

Darüber hinaus ist “Made by Rewe” ein riesiger Schritt in Richtung Convenience, bislang eine der größten Schwachstellen der Rewe-Märkte in Deutschland, die auch dreieinhalb Jahre nach dem Start von “Rewe to Go” nicht behoben ist. Ein paar einfallslose Salate und Wraps in die Kühltheke zu schleudern, macht einen eben noch nicht zum Starbucks-Konkurrenten.

Mit dem nun versprochenen Angebot aus frisch zubereiteten Pizzen, Nudelgerichten, Sandwiches und Desserts ginge das schon eher.

(Wird auch höchste Zeit: Der niederländische Convenience-Konkurrent Albert Heijn to Go hat sich gerade bis in die Rewe-Hauptstadt vorgearbeitet.)

Zeitgleich kündigen die Kölner die neue Eigenmarke “Smart People – Ready to Cook” an: vorportioniertes Fertiggeschnibbel zum Selberkochen. In jeder Packung sollen sämtliche Zutaten für eine Mahlzeit enthalten sein, inklusive Kochanleitung. Rewe verspricht: alles ist frisch. Die Zubereitung soll nicht länger als acht Minuten dauern. Kosten werden die meisten Gerichte 4,99 Euro. (Zur Auswahl gehören u.a.: “Mediterrane Tagliatelle mit Pesto, Oliven und Rucola”, “Grünes Thai Curry mit Hühnerbrust mit Zuckerschoten”, “Reisnudeln Vietnamese-Style mit Hühnerbrust”, “Orientalische Tajine mit Butternuss-Kürbis”.)

Vorportioniertes Fertiggeschnibbel inklusive Kochanleitung: "Smart People"-Gerichte bei "Made by Rewe" / Foto: Rewe

Damit springt Rewe-Chef Alain Caparros auf einen Trend auf, der hierzulande bisher vor allem von Start-Ups wie YouCook vorangetrieben wurde – und tritt mit diesen in direkte Konkurrenz.

Völlig neu ist vor allem die Kombination von Supermarkt, Bistro und vorbereitetem Zuhause-Essen. Im Vergleich zur innovationsträgen deutschen Supermarkt-Branche gehören “Smart People” und “Made by Rewe” deshalb zu den derzeit spannendsten Tests. (Außerdem passen die Neuerungen besser zu Rewe als die Showkocherei.) Eine zweite Filiale soll demnächst im Kölner Stadtteil Zollstock (Höninger Weg) eröffnen. Dann wolle man “über einen nicht festgelegten längeren Zeitraum erst einmal Erfahrungen mit dem Konzept und der Betreibung sammeln”, heißt es in der Zentrale.

Nach der Erfindung “Rewe to Go” bewirbt sich Rewe jetzt mit “Made by Rewe” außerdem auf den ersten Platz im Wettbewerb der Unternehmen mit den albernsten Englischnamen-Zweigstellen.

(Was gerade noch zu verkraften ist, solange man sich nicht den ausgeschriebenen Namen des Neustarts vor Augen ruft: “Made by Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften”.)

Aber vielleicht weist die flotten Supermarktkonzepttester aus Köln mal jemand darauf hin, dass “Smart People – Ready to Cook” womöglich schon von einem der in Äquatornähe lebenden Kannibalenstämme markenrechtlich geschützt sein könnte?

Warum Rewe mit seiner Idee, dass Supermärkte ihre Bedeutung für die Kunden verändern werden, nicht alleine ist, steht am Mittwoch im Supermarktblog.

Fotos: Rewe

Macht euch klein, Superstores!

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Wenn’s darum geht, beigebödige Einkaufshallen zu betreiben, in deren Mittelgängen überall knallrote “Hot Deal”-, “Half Price” und “Great Value”-Schild lauern, die sich in beträchtlichem Ausmaß mit den Plakaten in den Firmenfarben Gelb und Grün beißen, welche ein Kundenversprechen nach dem nächsten auf die wehrlosen Einkäufer abfeuern, macht Morrisons so schnell keiner was vor.

Überall lauern Discount-Schilder: Morrisons in Großbritannien

455 solcher “Superstores” betreibt der britische Händler inzwischen im eigenen Land. Nach Tesco, Asda und Sainsbury’s ist Morrisons die viertgrößte Supermarktkette Großbritanniens, mit einem Marktanteil von rund 11 Prozent. Die meisten Morrisons-Läden sind riesig, zum Teil mit vielen tausend Quadratmetern Verkaufsfläche. Die ganzen Schilder müssen ja reinpassen.

Umso erstaunlicher ist der Strategieschwenk, den das Unternehmen vor zwei Jahren gewagt hat.

Anstatt weiter neue Einkaufsbunker an Stadtränder zu setzen, öffnete Morrisons seinen ersten Convenience Store unter dem Namen “M Local”.

Inzwischen gibt es davon einen ganzen Haufen, und das Besondere daran ist, dass die M Locals kaum etwas mit den Läden gemeinsam haben, die sonst Umsatzbringer für die Kette sind. Ein Extrembeispiel dafür hat in der Londoner New Oxford Street eröffnet, mitten in der Innenstadt und nur einen Sandwichwurf von der überlaufenen Tottenham Court Road entfernt. Der für Morrisons-Verhältnisse geradezu zwergenhafte Markt ist vor allem als Signal an die Kundschaft gedacht – eines, das erklärt: Morrisons ist jetzt auch für Leute da, deren winzige City-Wohnungen keine umfassende Lebensmittelbevorratung zulassen, und die vielleicht bloß ein schnelles Mittagessen kaufen wollen.

M-Local-Convenience Store in der Londoner Innenstadt

An den Laternenpfählen entlang der New Oxford Street wirbt Morrisons deshalb praktischerweise auf Doppeldeckerbussitzhöhe für ein “Brilliant breakfast every day” und einen “Speedy lunch time deal”.

"Meal Deal" im Londoner M Local

Der täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnete Laden selbst ist eine Mischung aus Spätkauf und Schnellimbiss: Es gibt die allernotwendigsten Haushaltsmittel einzukaufen, Obst und Gemüse, Bier und Wein gekühlt, vor allem aber Sandwiches, Salate und warmgehaltenes Wurstallerlei. Wer’s ganz eilig hat, kann an einer der Selbstbedienungskassen bezahlen, die sich vor den Ausgang des Markts vor die Süßkramhürden zwängen.

Kassenzone im M Local an der New Oxford Street

Es ist vielleicht nicht das leckerste Lunch der Stadt, dass M Local zu bieten hat (und ganz sicher ist es nicht “brilliant”) – aber in dieser Nachbarschaft definitiv eines der günstigsten. Als Alleinstellungsmerkmal reicht das vermutlich. Und der Markt ist, wie gesagt, auch ein Extrembeispiel.

In einem Firmenvideo erklärt Morrisons, woher der generelle Sinneswandel kommt, auch kleinere Läden zu eröffnen: Das Einkaufsverhalten der Leute ändert sich. Und (was der Manager nicht dazu sagt): Wer sich als Supermarkt nicht mitändert, wird in Zukunft vielleicht nicht mehr viel zu melden haben. Also wagt sich der SB-Warenhaus-Spezialist nun eben auch an Nachbarschaftsläden.

Von der Kundschaft wisse man, dass die in der Stadt vor allem großen Wert auf zwei Kriterien lege: Frische und günstige Preise. Genau danach habe man die M Locals gebaut: 50 Prozent frische Lebensmittel, vieles zu günstigen Preisen (“every penny matters”). Die nächsten Eröffnungen sind u.a. für Blackpool, Manchester und Edinburgh angekündigt.

Mit ihrem Test steht die britische Kette nicht alleine da. Ebenfalls 2011, sogar ein paar Monate früher, hat die französische Supermarktkette Auchan, Nummer 5 im Markt, ihren ersten Stadtladen im 20. Arrondissement von Paris eröffnet. Er heißt “A 2 pas”, was gleichzeitig auf ein zweites Auchan-Konzept (“A 2″) verweist, aber auch bedeutet: nur zwei Schritte entfernt.

Auchans "A 2 pas"-Stadtladen in Paris

Draußen wirbt der Konzern, der genau wie Morrisons bisher vor allem für seine riesigen SB-Warenhäuser bekannt ist, mit dem Versprechen, dass es viele bekannte Auchan-Marken jetzt endlich auch auf komprimiertem Platz in der Stadt gebe. Der Laden an sich ist arg vollgestopft, und die Preise sind nicht nur für die Discount-verwöhnte Deutsche, sondern auch für Convenience-erfahrene Briten gewöhnungsbedürftig. Aber das auf Eigenmarken konzentrierte Konzept scheint funktioniert zu haben. In den darauffolgenden Monaten eröffnete Auchan weitere Stadt-Märkte.

Kuchen- und Keks-Eigenmarken  von Auchan im A 2 pas Paris

Sowohl die M-Local-Läden als auch A 2 pas sind ein Zeichen dafür, wie sehr die SB-Warenhäuser inzwischen bereit sind, sich auf Wagnisse einzulassen, um nicht bloß vom Geschäft auf der Grünen Wiese abhängig zu sein – jedenfalls im Ausland.

In Deutschland eröffnet Leidensgenosse (und SB-Warenhausspezialist) Real an diesem Donnerstag erstmal – sein nächstes SB-Warenhaus (Parkplatzeindrücke gibt’s bei Youtube). Und zwar im Essener Kronenberg Center, das die Real-Mutter Metro in den Westen der Stadt gebaut hat, um nun viele Flächen an andere Händler zu vermieten und zu testen, ob ein modernisiertes Real-Konzept wieder mehr Kunden anlockt als bisher.

Mutig geht anders. Aber vielleicht klappt es ja trotzdem.

Wie ernst es Morrisons derweil damit meint, vom Einkaufshallen-Betreiber zur modernen Supermarktkette zu werden, lässt sich an den Plänen für die M-Local-Expansion ablesen: Um mitten in die Städte zu kommen, hat der Konzern alte, zentral gelegene Läden der pleite gegangenen Unterhaltungselektronik-Kette HMV, des Fotohändlers Jessop und der Videothekenkette Blockbuster übernommen, um darin Supermärkte zu eröffnen.

Vielleicht muss Real sich in Deutschland also bloß noch ein bisschen gedulden. Bis den Metro-Elektronikzwillingen Media Markt und Saturn die aktuellen Kamikazewerbe-Strategien und Konzeptverdrehungen endgültig zum Verhängnis geworden sind. Flächen für neue Innenstadtläden wären dann automatisch da.

Aber vermutlich sieht Metro-Chef Olaf Koch das etwas weniger optimistisch.

Fotos: Supermarktblog

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So sabotieren Sie erfolgreich Ihr Gastro-Angebot!

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Sie sind von ganzem Herzen Lebensmittelhändler und sehen es gar nicht ein, ihrer Kundschaft jetzt auch noch was vorzukochen, bloß weil ein paar führende Consulting-Wahrsager einen neuen Gastronomie-Trend im Supermarkt ausgerufen haben? Dann sabotieren Sie doch Ihr Testlokal! In Wien macht Interspar mit seiner Nudelschleuder “Pasta & Café by Interspar” vor, wie das geht.

"Pasta & Café by Interspar" in der Wiener Innenstadt

1. Denken Sie sich einen Quatsch-Namen aus!

Einen, der bestenfalls albern und unspektakulär zugleich ist. “Pasta & Café” klingt schon so, als ob sich dahinter nichts Halbes und nichts Ganzes verbirgt. Albernheit lässt sich automatisch dadurch erzielen, dass Sie den Namen Ihrer Supermarktkette mit einem englischen “by” an den Titel hängen. (Rewe sabotiert sich auf diese Weise derzeit in Köln.)

2. Beziehen Sie Räumlichkeiten mit Tarnfassade!

Die schnelle Nudel an einem zentralen Platz wie der unwirtlichen U-Bahn-Schlucht vorm Wiener Einkaufszentrum “The Mall” ist ärgerlicherweise ein verlockendes Angebot für den eiligen Zwischendurchesser aus den umliegenden Büro-Verwahrungszentren. Noch dazu, wenn das Etablissement bereits früh am morgen (ab 7 Uhr) und – als “der ideale Treffpunkt für einen After-Work-Drink mit Freunden” – bis spät in den Abend (23 Uhr) geöffnet ist. Beheben Sie diesen Vorteil, indem Sie die kühle Glasfassade einfach nur mäßig beleuchten. Und draußen bloß ein winziges Schild anbringen, das von eiligen Passanten garantiert übersehen wird. Schreiben Sie den Namen ihres Lokals einfach drinnen groß an die Wand!

Damit die Kunden nie vergessen, wo sie gerade zuviel Geld für ein mittelmäßiges Lunch ausgegeben haben.

3. Sabotieren Sie Ihr Showcooking!

Die Systemgastronomie hat ihren Kunden in den vergangenen Jahren unablässig eingetrichtert,  es sei ein Vergnügen, doof vor ihrem zukünftigen Mittagessen rumzustehen, während ein als Koch verkleideter, schlecht bezahlter Angestellter vorportionierte Soßenzutaten in einer öligen Pfanne verbrutzelt.

Geben Sie sich damit nicht zufrieden! Lassen Sie die Showcooks in ihrer Kochzoo-Ecke die Bestellung aufnehmen, schicken Sie den Kunden dann aber augenblicklich mit einer Wartenummer auf dem Tablett an seinen Platz. Zelebrieren Sie – Showkochen ohne Zuschauer!

4. Stellen Sie pampiges Personal ein!

Wenn Ihre unfreundliche Servicekraft dem Kunden über die Schulter die Wartenummer vom Tablett grabscht, ihm das bestellte Nudelgericht vor die Nase knallt und kurz darauf zurückkehrt, um den Teller nuschelnd wieder zu entfernen, weil jemand anderes vorher dasselbe bestellt hat und zuerst bedient werden muss, sind Sie in der Stammkundenvermeidung einen entscheidenden Schritt weiter.

Schnell aufessen, sonst kriegen Sie's wieder weggenommen im "Pasta & Café by Interspar"

5. Machen Sie Kunden Lust aufs Kochen!

Aufs Zuhausekochen! Das geht leicht mit überschaubaren Pastaportionen zu üppigen Innenstadtpreisen bis 8,50 Euro, wobei die versprochenen Fleisch- und Gemüsezugaben in zweifelhaften Aggregatzuständen enthalten sein sollten. Wenn Sie diese von “Pasta & Café by Interspar” erprobten Prinzipien beachten, werden sich die wirren Gastronomiepläne Ihrer Geschäftsführung schon bald in heißer Luft aufgelöst haben und Sie können sich bald wieder ganz um Ihren Supermarkt kümmern.

Darauf sollten wir trinken! Nachher um acht beim Italiener?

Fotos: Supermarktblog

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zum weglaufen: penny startet “penny to go”

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Sandwich, Salat und Saft aus der Discount-Kühltheke haben geheiratet und heißen jetzt "penny to go"

Seit zwei Jahren arbeitet Rewe am neuen Image des ewigen Discount-Nachzüglers Penny. Zahlreiche Märkte sind bereits umgebaut, ein Großteil der Eigenmarken ist zugunsten des neuen Penny-Labels aufgegeben worden, das ganze Konzept erinnert immer stärker an das klassischer Supermärkte.

Im “Handelsblatt” erklärte Rewe-Konzernchef Alain Caparros in der vergangenen Woche, wieso:

“Früher gingen die Menschen zum Discounter, wenn sie schnell wieder raus und sich nicht verführen lassen wollten. Das hat sich geändert. Die Discounter werden zu Vollversorgern mit breitem Sortiment, auch an Markenartikeln. Die Formate verschwimmen. (…) Der Kunde will Nachhaltigkeit, er will Bio, er will beste Qualität – und trotzdem günstig einkaufen.”

Ein anderes Bedürfnis hat Caparros in seiner Feststellung ausgelassen: das nach Convenience – also z.B. vorbereitetem Essen fürs schnelle Kochen zuhause oder Mittagssnacks für die Pause.

Auf Kunden, die sich letzteres wünschen, hat sich Penny bereits eingestellt und bei den umgebauten Märkten Kühltheken in der Obst- und Gemüse-Abteilung platziert, ganz vorne im Laden. Dort gibt es fertige Salate, Sandwiches, Säfte und Smoothies – die allerdings eine gewisse Preisgrenze nicht überschreiten dürfen, weil die Discount-Kunden sie sonst liegen lassen, hat Penny-Geschäftsführer Jan Kunath im vergangenen Jahr im Supermarktblog erklärt.

Jetzt verpasst Penny seinem Sofortessen nicht nur ein einheitliches Verpackungsdesign, sondern auch einen separaten Namen: “Penny to Go” – pardon: “penny to go”, alles kleingeschrieben.

auch die produktnamen.

was ein kleines bisschen albern ist und ziemlich retro für einen discounter, der seinen kunden doch gerne signalisieren möchte, dass er mit der zeit geht. (und der sich sonst ausschließlich in VERSALIEN schreibt.)

bei PENNY wird sofortessen neuerdings klein geschrieben (und mit wurstschmeicheleien versehen; siehe salami-abb.)

Die Packungen mit der beigen Grundfarbe und der hellblauen “penny to go”-Schrift sind (ähnlich wie die “i like”-Wurtschmeicheleien, siehe Bild) erstmal gewöhnungsbedürftig. Und warum die neue Marke sich so deutlich vom gerade erst grafisch erneuerten Penny-Schriftzug distanziert, ist für Kunden auch nicht nachvollziehbar. Aber eins kriegt Kunath mit der Vereinheitlichung hin: Die Mini-Schnitzelbrötchen, Pastasalate, Reibekuchen usw. fallen im Kühlregal, anders als bisher, sofort auf.

(Und das Mittagpausenessen ist tatsächlich günstig. Schmeckt aber auch genau so. Wer zuckrige Pastasalate mit Pesto mag, kommt auf seine Kosten.)

Dazu hat Penny nun einen Vorsprung vor der Konzernmutter Rewe, die zwar schon seit fast vier Jahren eigene Rewe-to-Go-Läden betreibt, aber es bisher noch nicht geschafft hat, Sandwiches und Salate unter einem einheitlichen Label ins Regal zu bringen. (Zumindest als ich das letzte Mal nachgeschaut habe. Hat sich was geändert? Dann schreiben Sie’s doch bitte in die Kommentare.) Convenience-Konkurrent Albert Heijn ist da um einiges weiter.

Die eigentlich spannende Frage ist aber, ob Penny sich traut, nach den To-Go-Lebensmitteln auch auf die nächsten Convenience-Trends aufzuspringen: Fast-fertig-Mahlzeiten aus dem Kühlregal, bei der die Zutaten bereits abgewogen in der Packung stecken und zuhause nur noch fertig gekocht werden müssen. Oder vorgeschnittenes Gemüse, wie es jetzt schon in fast jedem Supermarkt zu haben ist.

Damit würde das Discount-Konzept endgültig mit dem der Rewe-Märkte “verschwimmen”, wie Caparros sagt.

Die dazu passenden Marken hat Penny längst registrieren lassen, ein appetitlicher Klang war dabei offensichtlich zweitrangig. Sie heißen: “penny to prepare”, “penny to cook” und “penny to heat”.

Fotos: Supermarktblog

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Sandwiches, Gastro-Koop, Humor: Was Rewe alles von sich selbst (und Billa Corso) lernen kann

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Flagship-Store-Eröffnungen in Österreich gehören für Rewe offensichtlich zu den liebsten Hobbys. Prima! Da kann sich Konzernchef Alain Caparros gleich mal jede Menge für den deutschen Markt abschauen. Immerhin hat er neulich angedeutet, Rewe im Heimatland “auf Augenhöhe mit Edeka” bringen zu wollen.

Als kleinen Service fasst das Supermarktblog gerne zusammen, welche guten Ideen sich dafür noch von der Rewe-Tochter Billa übernehmen lassen. Die betreibt in Österreich nicht nur normale Supermärkte, sondern auch die schicken Spezialläden “Billa Corso”, zum Beispiel im Herrnhuterhaus am Wiener Neuen Markt (sowie weitere Filialen in Graz, Salzburg und Klagenfurt).

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In den Märkten herrscht unter anderem striktes Enttäuschungsverbot für Sofortesser: Wenn sich bei Billa Corso ein Salat in (die) Schale wirft, dann macht er sich fein zurecht und sieht nicht so aus, als sei er gerade in der Gemüseküche durch den Häcksler gejagt worden; Wraps und Paninis verpacken sich standesgemäß, damit sofort auffällt, dass sie zur selben stolzen Familie gehören; und in den seltensten Fällen sagen sich in der Kühltruhe zwei langweilige Schinken-Sandwiches gute Nacht – weil sie vorher nämlich schon weggekauft und verschlungen worden sind.

Wer wirklich sehr wenig Zeit mitbringt oder notorisch entscheidungsunfreudig ist, krallt sich einfach eine Snacktüte mit belegtem Brot, Obst und Getränk.

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Wer ein bisschen mehr Geld auszugeben hat und dafür ausgefallenere Snacks bevorzugt, wird genauso glücklich. Für Schweinsbraten-Gurkerl-Sandwich, Entenbrust auf Waldorfsalat oder eine schnelle “Brettljause” kooperiert Billa mit “Henry’s – The art of living”, das sein “Premium Take-away”-Konzept zuerst im Herrnhuterhaus ausprobierte. “Henry’s”-Erfinder ist Attila Dogudan, der nicht nur in Österreich als Star-Caterer gilt.

(Wenn Sie schon mal Turkish Airlines oder Austrian geflogen sind, haben Sie möglicherweise indirekt Bekanntschaft miteinander gemacht: Dogudans Unternehmen Do & Co. beliefert die beiden Airlines nämlich mit Bordmenüs.)

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Obwohl sich sich die Farbgebung der Läden am typischen Gelb und Rot der Supermärkte anlehnt, hat Billa den Corso-Filialen ein eigenes Ladendesign gegönnt. Das fällt vor allem wegen der supermarktuntypischen Illustrationen auf, die in Kupferstich-Ästhetik auf die österreichische Geschichte anspielen und auch auf die Verpackungen der Luxuseigenmarke gedruckt sind:

Ein fein gekleidetes Spazierpärchen führt Hühner an der Leine aus; zwei Königsdiener tragen eine Sänfte, die von einem riesigen Hummer belegt wird; Soldaten haben Ananas-Mützen auf; Herrschaften fahren auf Donut-Hochrädern; und eine Dame mit Gemüsehutschmuck flaniert in Oktopusbegleitung durch die Straßen. Das ist – kurios. Und irgendwie charmant.

Die wunderbaren Illustrationen, die auch die Markisen am Herrnhuterhaus zieren, stammen von der Britin Caroline Church, die auch schon Honiggläser, Biere und Pizzakartons verschönert hat (um bloß mal eine Auswahl zu nennen).

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Auf Tafeln im Laden wirbt Billa Corso ausdrücklich mit der Freundlichkeit und den explizit geschulten Umgangsformen des Personals.

Über den Öffnungszeiten steht:

“Stets zu Ihren Diensten.”

Und auf dem Schild mit dem Musiker, der Geige auf einem – ähm: Schinken spielt, heißt es über der Feinkostsalatbar:

“Das Besondere muss nicht teuer sein.”

Das alles ist erkennbar mit Liebe zum Detail angelegt, ganz anders als in vielen deutschen Supermärkten, die sich für moderne, nüchtern-metallene Schlichtheit entschieden haben.

Als Sofortmaßnahme für den deutschen Lebensmittelhandel empfiehlt sich also nicht nur die Eröffnung von “Rewe Feine Welt”-Läden, die designtechnisch genauso edel sein dürfen wie die schon seit Jahren in den Regalen stehende Luxuseigenmarke (zur Entstehung des Designs siehe Supermarktblog); sondern auch die Kooperation mit Gastronomen, die offensichtlich müheloser kreativ sein können als Handelskonzerne; und natürlich die sofortige Gründung einer Abteilung für humorvolle Supermarktwerbung und Oktopusillustrationen.

Noch jemand dafür?

(P.S.: Wenn Sie die billa.at-Website im Browser aufgerufen und länger nicht gescrollt haben, schaltet die Seite automatisch in den “Energiesparmodus”, wird schwarz und der Hinweis erscheint: “Wenn man nichts zu tun hat, kann man ruhig mal das Licht ausschalten.”)

Fotos: Supermarktblog

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Esst dieses Sandwich!, sagt die Hollywood-Tante

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Die österreichische Supermarktkette Spar hat die frühere “Sex and the City”-Hauptprotagonistin Sarah Jessica Parker dafür gewinnen können, über den Kühltheken mit dem Sofortessen rumzuhängen. Nicht persönlich, versteht sich. Bei über 1600 Filialen wäre das vermutlich arg anstrengend, und da ist’s natürlich attraktiver, stattdessen weiter belanglose Hollywoodfilmchen zu drehen.

Parker hängt da nur auf Schildern, um Spar-Kunden mit einem pinken Zitat zum Verzehr der darunter zurechtportionierten und plastikeingeschalten Sandwiches und Obstmassaker aufzufordern. Das Zitat lautet:

“relax and enjoy”
Sarah Jessica Parker

Lecker, so ein "Spitzweckerl mit Burgunderschinken". Dafür bürgt Frau Bradshaw bei Spar mit ihrem Namen

Es handelt sich dabei nicht um einen Scherz. Spar hat tatsächlich Carrie Bradshaw eingekauft, damit die für ihr Sofortessen wirbt.

“[Sie] verkörpert wie keine andere den urbanen Lifeytle und ist daher für SPAR das passende Werbegesicht der neuen Convenience-Eigenmarke SPAR enjoy.”

Spar setzt auf Hollywood-Support beim Verkauf seines Sofortessens

So neu ist “Spar enjoy” zwar gar nicht mehr. Anders als viele deutsche Supermärkte haben die Österreicher jedoch tatsächlich die Chance ergriffen, sich ein Sofortessen-Sortiment zuzulegen, das auch als solches erkennbar und ernstnehmbar ist. Es gibt Säfte, belegte Brote, Obstsalate und Kuchen zu kaufen, alles ist schlicht, aber relativ modern verpackt und auf einen Blick zuzuordnen – ein bisschen so wie “penny to go”, bloß dass es schon über 100 “Spar enjoy”-Produkte gibt.

Nur eins passt so gar nicht dazu: die Frau im rosa Kleidch, die weniger den “urbanen Lifestyle” verkörpert (wie Spar es sich von der zuständigen Werbeagentur hat einreden lassen), sondern eher den Typ essscheue Hollywoodschauspielerin. Also das exakte Gegenteil einer prominenten Fürsprecherin allenfalls mittelkalorienarmer Zwischenmahlzeiten.

Parker wird das egal sein. Die Unannehmlichkeiten hielten sich für sie sichtlich in Grenzen. Für den TV-Spot, der seit Juni im österreichischen Fernsehen läuft (bei horizont.at ansehen), musste sie nicht mal das Land verlassen, sondern ließ sich bloß ebenso sinnfrei wie wortkarg durch den New Yorker Central Park steuern, um auf der Suche nach dem mysteriösen “Enjoy” von einem Unbekannten mit österreichisch draufsynchronisiertem Akzent ein Tütchen “Spar Enjoy”-Produkte überreicht zu kriegen.

So sehen also diese österreichischen Sandwiches aus: SJP beim Videodreh / Foto: (c) Spar

Dass sie vor der Kamera nicht am Smoothie nippen und eines der Klappbrote bloß kurz in der Hand zu halten brauchte anstatt reinzubeißen, hat ihr vermutlich das Management klug in den Vertrag reinverhandelt. Obwohl die Spar-Pressestelle behauptet, Frau Brotscheu habe “in den Drehpausen (…) u.a. den [sic!] SPAR enjoy Thunfisch Sandwich und den SPAR enjoy Bunter Obstmix” – Achtung, lustiges Verb: “gekostet”.

Die zuständige Wiener Werbeagentur revanchierte sich im Branchenblatt “Horizont” zum Kampagnenstart mit der fast schon karriereschädigenden Feststellung, es sei “gelungen, einen solchen Megastar zu sehr guten Konditionen, auch im Vergleich mit österreichischen Stars, zu bekommen”. (“Ein wahrer Spar-Star also”, witzelte “Horizont” darauf.)

Vor allem ist die Parker-Spar-Connection aber das derzeit schönste Beispiel dafür, wie schwer es für Supermärkte ist, geeignete Testimonials (also: Promi-Werbegesichter) zu finden. Und ein Plädoyer dafür, dass man’s vielleicht einfach besser lässt anstatt sich in fadenscheinigen Begründungen zu verheddern.

In Deutschland hat Rewe es mit Thomas Müller noch einigermaßen geschickt angestellt, weil man Müller mit seiner demonstrativen Bodenständigkeit unter all den Millionen verdienenden Fußballstars noch am ehesten zutrauen würde, dass er zwischendurch mal kurz in den nächsten Rewe huscht, wenn noch Salami für die Pizza fehlt. Wie Edeka allerdings auf Comedian Kaya Yanar als laufende Werbetafel gekommen ist, ist zumindest mir schleierhaft. Vielleicht, weil man sich in Hamburg ganz gut mit Yanars als weltoffen verkleideter Witzespießigkeit identifizieren konnte.

Dabei muss man sich ja bloß mal kurz in die Prominenten hineinversetzen, die nach der Unterschriftenleistung für Supermarkt-Werbezwecke auf Jahre hin damit zu rechnen haben, über Lebensmittelsortimente getackert zu werden, denen sie sich selbst niemals nähern würden. Ist auch nicht schön, sowas.

In Hollywood kann demnächst die erste Selbsthilfegruppe aufmachen, in der sich die Geschädigten über ihre leidvollen Erfahrungen austauschen. Parker ist nämlich nicht die erste, die Spar für sein “sogenanntes Kult- und Star-Prinzip” eingekauft hat. Vorher gingen schon Gwyneth Paltrow, Heidi Klum und Cindy Crawford in die Falle. Und Pierce Brosnan ist immer noch an die Eigenmarke “Spar Premium” vermietet, obwohl der Vertrag schon vier Jahre alt zu sein scheint.

1,59 statt 007: Pierce Brosnan wirbt schon seit einiger Zeit für "Spar Premium"-Produkte

Damit stehen die zuvor genannten Stars nun in einer Reihe mit dem bei unseren Nachbarn ebenso prominenten “Börserl”, das für die Billigeigenmarke der Kette wirbt. Der einzige Trost für die Hollywood-Prominenz ist, dass sie auf Anhieb mit dem Finger auf der Karte wohl kaum das Land finden dürfte, in dem sie im Supermarkt rumhängt.

Und natürlich: Mirjam Weichselbraun. Die Original-Österreicherin und langjährige Werbefrau für die “Spar Vital”-Produkte hat es schließlich am schwersten getroffen. Nicht, weil die Leute glauben könnte, Weichselbraun sei “Neu im Regal”…

Mirjam Weichselbraun mag "Natur Pur" von Spar und ist "Neu im Regal" (letzteres stimmt aber gar nicht)

…sondern weil man als Nicht-Hollywood-Star sein Gesicht offensichtlich auch gleich für die Fleischtheke mitzuvermieten hat.

Dieses Bio-Putenbruststeak (gewürzt) wird empfohlen von: einer Frau, die Sie aus dem Fernsehen kennen

Aber, ach, schauen Sie erstmal die Werbefilme an, die Weichselbraun für Spar gedreht hat. Danach hält sich das Mitleid in Grenzen.

(In Deutschland ist Spar übrigens 2005 zusammen mit Netto [ohne Hund] von Edeka übernommen worden. Seitdem gibt es i.d.R. nur noch “Spar express”-Minimärkte, z.B. in Bahnhöfen. Das Hollywoodstar-Werberisiko in deutschen Supermärkten bleibt also gering.)

Danke an Diana für den Hinweis!

Fotos: Spar (1), Supermarktblog

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Bye, bye, “Made by Rewe”: Rewe schließt seine Bistros in Köln

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Nach einem Jahr ist "Made by Rewe" wieder Geschichte

Ein Jahr hat der Versuch gedauert, jetzt ist Schluss: An diesem Freitag schließt Rewe seine beiden “Made by Rewe”-Bistros in Köln, meldet der Kölner “Express”. Dabei waren die Ambitionen anfangs groß, Rewe-Supermarktvorstand Lionel Souque hatte erklärt, die Testläden seien “für uns der konsequente Schritt, Supermärkte in hochfrequentierten Lagen verstärkt zu sozialen Treffpunkten zu machen” (siehe Supermarktblog). Davon blieb “Made by Rewe” aber weit entfernt.

Das gastronomische Erlebnis war gar keins: Statt frischem Essen gab es Curry aus der Plastikpackung und vorbereitete Salate zu üppigen Preisen. Der Anschluss an die Supermärkte wurde nicht optimal genutzt, um Kunden zu gewinnen. Die “Smart People – Ready to Cook”-Gerichte sind frühzeitig aus den Regalen verschwunden. Konkrete Initiativen, um nachzubessern und das Konzept doch noch zu retten, waren zuletzt nicht erkennbar.

"Made by Rewe" verabschiedet sich von seinen Gästen / Foto von Thomas A. aus Köln

(Foto von Thomas A. aus Köln, vielen Dank!)

Dabei hat Rewe früh verstanden, dass sich Supermärkte in Zukunft wandeln müssen, wenn sie attraktiv bleiben wollen.

Auf der einen Seite verbessern die Discounter ständig das Einkaufserlebnis und gewinnen dadurch anspruchsvollere Kunden, auf der anderen sorgt Rewe selbst dafür, dass das Online-Geschäft an Fahrt aufnimmt. Als reine Einkaufsstätten, noch dazu im wenig aufregenden Rewe-Standarddesign, könnten es viele Supermärkte künftig schwer haben. Die Gastro-Integration (wie sie viele selbstständige Händler bereits erfolgreich praktizieren) wäre tatsächlich eine mögliche Lösung gewesen, um die Märkte aufzuwerten. Allerdings muss dafür natürlich vor allem das Angebot stimmen. Und das Essen schmecken.

Rewe will die Gastronomie nicht vollständig aufgeben. Auf Supermarktblog-Anfrage heißt es in der Zentrale, dass nur die Bistros in Köln geschlossen werden, die in separaten Läden untergebracht waren. Ein weiterer “Made by Rewe” in Heidelberg, der direkt in das dortige Rewe Center integriert ist, soll erhalten bleiben. Sprecher Thomas Bonrath erklärt:

“Der Markt in Heidelberg wird auf ein neues Konzept umgestellt.”

Welches das sein wird, will Rewe derzeit nicht verraten – falls man überhaupt selbst schon weiß, wie es aussehen soll.

Möglichkeiten gibt es viele. In seinen Center-Prototypen in Egelsbach hat Rewe ebenfalls Bistro-Theken integriert, die deutlich supermarktiger aussehen und keinen eigenen Namen haben. In jedem Fall sollen künftige Gastro-Inititaiven in bestehende Supermärkte integriert werden. Dafür dürften vor allem größere Märkte in Frage kommen. Mit “Made by Rewe” hat sich Deutschlands zweitgrößte Supermarktkette in jedem Fall ganz schön verfahren.

Fotos: Supermarktblog

Darf’s ein Röllchen mehr sein? Eat Happy macht frisches Sushi im Supermarkt

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Sushi-Würfel in einem Kölner Rewe-Supermarkt: Vorne frisch, hinten gemacht

Wer schon immer bedauert hat, die im Supermarkt mühevoll selbst eingesammelten und durch die Kassenzone hindurchverteidigten Lebensmittel zuhause dann auch noch aus eigener Kraft in Mahlzeitform bringen zu müssen, kann aufatmen. Den letzten Schritt übernehmen künftig freundliche Herrschaften an quadratischen Theken, die sich sogar dabei zuschauen lassen, wie sie Vorspeisen und Abendessen herstellen und in eine transportable Form bringen.

Zumindest, wenn es sich dabei um Sushi-Menüs handelt.

“Eat Happy” heißen die würfelartigen Konstruktionen, die mitten im Supermarkt stehen (Foto oben) und so eine Art Frischetheke der nächsten Generation sind, weil in der gekühlten Auslage weder Emmentaler noch Schweinenackensteak liegen, sondern roher Fisch im Reismäntelchen mit Algenpapierüberwurf. Und weil direkt dahinter Sushi-Köche im Küchenquadrat stehen und den Fisch in sein Mäntelchen kleiden, um den, der vorne weggekauft wird, gleich wieder nachzulegen.

Ende des vergangenen Jahres hat das Unternehmen Eat Happy To Go die ersten Quadrattheken in Köln aufgebaut. Adrian Kress, der sich im Unternehmen u.a. um die Konstruktion der bemannten (bzw. befrauten) Würfel kümmert, erklärt:

“Wir haben das Projekt alleine entwickelt und sind anschließend auf selbstständige Kaufleute zugegangen, die flexibler entscheiden können, was bei ihnen im Markt ausprobiert wird. Inzwischen sind auch Läden dazu gekommen, die von den Supermarkt-Zentralen direkt betreut werden.”

20 Theken sind es bislang deutschlandweit, vor allem in den Metropolen, auf die das Konzept auch zugeschnitten sei, sagt Kress, weil dort eine größere Nachfrage nach Convenience-Produkten bestehe und es viele Single-Haushalte gebe. Inspirieren ließen sich die Gründer eigenen Angaben zufolge bei Konzepten im Ausland.

Und zwar nicht zu knapp: Unter anderem in Frankreich und den Niederlanden hat das Systemgastro-Unternehmen Kelly Deli das Sushi-Bar-Konzept schon vor vier Jahren vorgemacht. Bloß dass die Würfel dort schwarz statt weiß sind, wie hier in einer Filiale der niederländischen Supermarktkette Albert Heijn am Amsterdamer Museumsplein:

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Die dahinter steckende Idee klingt freilich länderunabhängig einleuchtend: “Die Kunden bekommen schnell ein frisches Produkt – genau wie man das vom Einkauf im Supermarkt erwartet”, sagt Kress. Rund 70 unterschiedliche Mahlzeiten sind derzeit bei Eat Happy im Angebot, knapp drei Viertel davon Sushi, das tatsächlich frisch im Laden zubereitet wird. (Es gibt auch Curries, asiatische Teigtaschen und Nudelgerichte zum Aufwärmen, die werden zugeliefert.)

Sushi wird im Laden zubereitet, andere Gerichte werden zugeliefert (damit der Supermarkt nicht nach Asiabistro riecht)

Christian Jürgens von Eat Happy erklärt:

“Im Moment geben wir noch relativ eng vor, was die Sushi-Köche produzieren sollen. Es ist aber unser Ziel, dass wir da flexibler werden. Wenn Sie in Ihrer Box keine Lachs-Maki haben möchten oder allergisch auf Sesam sind, produzieren die Köche schon jetzt Ihre spezielle Box, während Sie noch Milch und Cornflakes kaufen.”

(Klingt gut, dürfte aber seit kurzem ein deklarationstechnisches Abenteuer sein.)

Das Sushi wird am Produktionstag und am Tag danach verkauft. Der große Vorteil der Produktion an Ort und Stelle sei, dass das Sortiment leicht an die Kundenvorlieben im jeweiligen Markt angepasst werden könne.

Und was haben die Supermärkte davon? Sie profitieren dadurch, dass sie außer klassischen Bedientheken einen zusätzlichen Hingucker im Laden stehen haben. Zu übersehen sind die weißen Theken nämlich nicht. Betrieben werden sie aber von Eat Happy selbst, das als Konzessionär die Fläche im Markt mietet. Derzeit läuft noch der Testbetrieb. Man wolle “besser werden und interessante Standorte hinzu bekommen”, sagt Kress.

Interessant daran ist, dass Eat Happy bislang nicht nur bei Rewe integriert ist, sondern auch von Edeka-Händlern (in Hamburg). Kress will sich nicht weiter dazu äußern, ob man einen Exklusiv-Deal mit einer Handelskette anstrebe. Auf Dauer wird es den beiden größten Supermarkt-Konkurrenten in Deutschland aber wohl kaum recht sein, ein solches Konzept miteinander zu teilen.

Voraussetzung ist sowieso, dass es dauerhaft funktioniert. Erstmal müssen die Sushi-Bars beweisen, dass sie mindestens denselben Umsatz wie die Produkte reinholen können, die vorher auf derselben Fläche verkauft wurden. Wenn genügend Platz ist, können am Würfel auch Zusatzartikel (Soyasauce, Sushisets etc.) angeboten werden.

Vor allem die Konstruktion der Arbeitstheken ist dabei nicht ganz trivial. Kress sagt:

“Wir sind natürlich an strenge Auflagen gebunden, wenn wir Nahrungsmittel produzieren in einem Raum, in dem sehr viel Publikumsverkehr herrscht. Hierauf sind unsere Stände technisch ausgelegt.”

Zum Beispiel mit einem speziellen Luftschleier, der für eine reine Produktionsumgebung sorgen soll. Nicht zuletzt müssen auch die Kosten fürs Personal in der Rechnung berücksichtigt werden. Auf die Sushi-Köche und die Produktion im Laden zu verzichten, kommt für Eat Happy aber nicht in Frage: “Dadurch, dass die Kunden unseren Mitarbeitern zusehen können, wie sie die Speisen zubereiten, hat das Produkt eine hohe Glaubwürdigkeit. Bei Sushi ist es ja ganz entscheidend, ob es frisch ist, damit es gekauft wird”, sagt Kress und ergänzt:

“Wir merken schon jetzt, wie wichtig Sushi-Köche sind, die auf die Kunden zugehen und eine Präsenz haben.”

Eat-Happy-Imbiss mit Sitzbar: Bei Rewe Richrath in Köln ist aus der Theke ein Imbiss geworden

Im Kölner Rewe Richrath in den Opernpassagen (siehe voriger Supermarktblog-Eintrag), der eine zusätzliche Gastro-Ecke außerhalb des Markts etabliert hat, ist Eat Happy auch vertreten, allerdings mit einem eher klassischen Asia-Imbiss, der auch warme Speisen zubereitet.

Warme Mahlzeiten gibt's bei Eat Happy bislang nur bei Rewe Richrath in der Kölner City

Der Schwerpunkt der Entwicklung liege jedoch auf den Bars in den Läden, erklärt Kress. Gerade ist in einem neuen Rewe in Frankfurt-Bockenheim eine hinzugekommen. Weitere sollen ab Februar bzw. März folgen.

Mit Dank an die Supermarktblog-Leser Ralf W. und Daniel M.

Fotos: Supermarktblog

Fußgängerzonen ade: Albert Heijn to Go konzentriert sich auf Snack-Pendler

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Frühere Albert-Heijn-to-Go-Filiale in Essen

Zehn bis zwölf Filialen hätten es werden sollen, und das schon im ersten Jahr (siehe Supermarktblog). Dass es mit diesen ambitionierten Plänen nichts werden würde, war nach dem Start vor zwei Jahren aber relativ schnell klar. Im Dezember hat Albert Heijn to Go, der Snack-Ableger der niederländischen Supermarktkette, nun sogar zwei seiner sechs Läden wieder zugemacht, die in Aachen und Essen (Foto oben) nämlich.

Den deutschen Konkurrenten, allen voran Rewe to Go, wollen die Niederländer das Geschäft mit dem Sofortessen und den Snacks aber auch künftig nicht alleine überlassen. Zumindest erklärt Deutschland-Geschäftsführer Mathias Gehle auf Supermarktblog-Anfrage:

“Für 2015 haben wir drei neue Standorte im Visier, für die wir bereits Absichtserklärungen unterschrieben haben.”

Wie kam es dann zu den Schließungen? Gehle sagt, die Lage sei entscheidend gewesen:

“Die Menschen in den Fußgängerzonen sind weniger häufig auf Essen ‘to go’ ausgerichtet. Sie kommen meist zum Einkaufen oder Bummeln in die Stadt und sind nicht darauf angewiesen, unterwegs einen schnellen Snack oder ein Mittagessen fürs Büro mitzunehmen.”

Deutlich ausgeprägter sei das bei Pendlern, Reisenden und Berufstätigen in den Geschäftsvierteln. Als Rückschlag will Gehle die Schließungen deshalb nicht bezeichnen:

“Wir wissen jetzt besser, wo unser Konzept am erfolgreichsten ist und wo genau wir unsere Kunden treffen. Das sind für uns vor allem Verkehrsknotenpunkte wie Bahnhöfe oder zentrale ÖPNV-Stationen, Geschäftsviertel, Flughäfen oder Tankstellen. Es sind die Standorte, wo besonders Berufstätige und Pendler unterwegs sind.”

In Düsseldorf hat sich Albert Heijn to Go bereits in einer U-Bahn-Station einquartiert, in Duisburg in den Hauptbahnhof. Bei der Mini-Expansion will sich der Konzern aber weiter aufs Bundesland Nordrhein-Westfalen konzentrieren, da ist die Belieferung aus dem Heimatland am unproblematischsten. “Auch Aachen und Essen sind nach wie vor für uns interessant”, sagt Gehle. Nur halt nicht mehr in den Bummelgegenden.

In den vergangenen Monaten ist zudem das Eigenmarken-Sortiment deutlich ausgeweitet worden. Etwa 70 Prozent des Umsatzes fallen auf Produkte, die das eigene Logo auf der Verpackung tragen, 60 Prozent davon entfallen aufs Frischesortiment.

Kühltheke bei Albert Heijn to Go in Deutschland

Die bestverkauften Artikel sind Gehle zufolge Salate, verpackte Sandwiches und Wraps sowie frische Säfte und Smoothies. Genau damit will sich Albert Heijn to Go auch von seinen Mitbewerbern abheben:

“Allein bei den Salaten kann der Kunde zwischen mehr als 20 verschiedenen Sorten wählen. Diese Auswahl bietet kein Wettbewerber in Deutschland. Die Steam Meals (unsere frischen Mikrowellengerichte aus rohen oder teilvorgegarten Zutaten) sind auf dem deutschen Markt ebenfalls einzigartig.”

Vor allem ist die Frische aber auch: nicht gerade günstig. Snacker mit größerem Hunger haben schnell zehn Euro auf dem Kassenzettel stehen, wenn sie sich Sandwich, Salat und Getränk bzw. Dessert kombinieren, ohne einen “Meal Deal” zu erwischen. An Bahnhöfen dürfte es Albert Heijn to Go in dieser Preiskategorie nicht ganz so schwer haben, weil Snacks dort generell teurer sind – in den Fußgängerzonen sitzen den Convenience-Läden außerdem die zu vielfach Cafés umfunktionierten Discountbäcker im Nacken. Dafür warten an den Bahnhöfen Wettbewerber wie “Spar Express”.

Mehr zum Thema im Supermarktblog:

Mit Dank an Marcel P.!

Fotos: Supermarktblog

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