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Rewes Ladendesign-Offensive: Mehr Schick, mehr Snacks – und das Ende des Vorkassenbäckers?

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Wenn sich Discounter immer öfter anstrengen, wie Supermärkte auszusehen, müssen sich Supermärkte künftig anstrengen, nicht wie Discounter auszusehen. Rewe testet seit einigen Monaten, wie das funktionieren könnte und hat zu diesem Zweck ein neues Ladendesign entwickelt, das derzeit unter anderem in Berlin und München ausprobiert wird.

„Die demografische Veränderung der Gesellschaft mit allen damit verbundenen Ausprägungen wie beispielsweise eine wachsende Zahl von Single-Haushalten oder Veralterung führen zu neuen Trends im Konsumverhalten, auf die wir als REWE wie auch der gesamte Lebensmitteleinzelhandel schnell reagieren müssen. Vor diesem Hintergrund investieren wir permanent in verschiedene Test- beziehungsweise Konzeptansätze“,

erklärt das Unternehmen auf Anfrage, verrät aber keine Details. Das Supermarktblog hat sich in drei der neu gestalteten Märkte umgesehen und stellt die wichtigsten Änderungen vor.

Teil 1: Vom Bistro-Ensemble zur Frische-Fusion

Künftigen Generationen wird vermutlich nur schwer zu beizubringen sein, dass sich Kunden im Supermarkt früher mal durch Schranken und Barrieren quetschen mussten, um eingelassen zu werden. In vielen Läden sind die Einbahnstraßen-Installationen der Vergangenheit schon heute Geschichte.

Rewe geht noch einen Schritt weiter und empfängt Besucher in neu gestalteten Märkten stattdessen mit einem Ensemble aus Snack-Theke mit Sitzecke, Salatstation und Sushi-Bar. Statt Schranken gibt’s „Dansk Burger“, Penne mit Bolognesesoße, aus der Aluschale hochgebockten Leberkäse und einen flotten Espresso danach. Bon Appetit!

Das „deli am Markt“ ist das Herzstück im Eingangsbereich der Design-Läden – und zumindest zur Mittagszeit ein absoluter Hit in der Nachbarschaft, wie hier in Berlin-Rummelsburg:

Besonders raffiniert ist die Snack-Auswahl nicht (siehe Supermarktblog); aber die Preise zwischen 1 und 3 Euro für sämtliche Gerichte fallen mehr als moderat aus – und dienen ganz klar dazu, erstmal möglichst viele Menschen in den Laden zu bringen.

Günstiger wär’s an der Imbissbude schließlich auch nicht. Und für die Sitzecke mit schlichten Tischen und gelb-/orangefarbenen Stühlen hat Rewe – je nach Laden – mächtig Platz freigeräumt.

Damit folgt die Supermarktkette (erneut) einem Prinzip, mit dem auch Ikea erfolgreich ist: Satte Kunden sind zufriedene Kunden und kommen gerne wieder. Neu ist diese Erkenntnis nicht; allerdings scheint Rewe darauf hinzuarbeiten, sie zu einem festen Bestandteil auch von mittelgroßen Supermärkten zu machen. Und ist beim Einbau des „deli“ deshalb auch erstaunlich flexibel.

Während sich das Bistro in Rummelsburg aus Platzgründen bis zu den Kassen auf der anderen Seite zieht (Foto oben), ist es im neugebauten Markt in Berlin-Niederschönhausen direkt an die Ladenfront vor den Parkplatz gesetzt worden – ähnlich wie es viele SB-Warenhäuser lange praktiziert haben. (Nur schicker.)

In der Neuen Hopfenpost um die Ecke des Münchner Hauptbahnhofs verschmilzt das „deli“ hingegen unmittelbar mit dem Markt und bietet dank eigener Quiche-Theke zugleich eine deutlich größere Snack-Auswahl, die nicht ausschließlich fleischbasiert ist.

Es sieht ganz so aus, als würde Rewe mit dieser Initiative zugleich das Aus der Vorkassenbäcker in seinen Märkten einläuten. Die gehörten – auch in vielen Rewe-Neueröffnungen – bisher zum Standard, betrieben z.B. von regionalen Bäckereiketten. In den Design-Märkten werden sie nicht mehr gebraucht.

Belegte Backwaren gibt’s – arg schlicht mit Käse beschmückt oder fingerdick Hack-bestrichen – in der „deli“-Theke, in der bisweilen ordentlich Raum für das Billigbrötchen-Bataillon reserviert ist.

Alle weiteren Backwaren fischen die Kunden sich selbst aus dem weit nach vorne geholten Brötchenknast, der – anders als bei der Discount-Konkurrenz – nicht fest an der Marktseite installiert ist, sondern aus rollbaren Brötchenknastzellen besteht, die Kunden direkt in den Laden hineinleiten und mit einer Auswahl von bis zu zwölf unterschiedlichen Backüberraschungen pro Einheit (!) auftrumpfen.

Damit kann Rewe nicht nur dem Brötchenknastkönig Lidl locker die Stirn bieten, sondern braucht auch viel weniger Platz, weil die „deli“-Mitarbeiter sich laufend auch ums Back-Eldorado kümmern. Was bei einer derart üppigen Auswahl auch dringend nötig ist, um nicht schäbig zu wirken.

(Dass in den Zellen auch Donut-Familienrationen in Plastikträgern angeboten werden, lässt allerdings vermuten, dass Teile des bisherigen Kuchensortiments lediglich vom Regal in die Knasts verlagert wurden. Und passt so gar nicht zur aktuellen Rewe-Anstrengung, als Plastikvermeider zu glänzen.)

In Berlin hat Rewe seine Baker Street übrigens „Brotmeister“ getauft; in den Bayern hört sie auf den wohlklingenden Namen „Pane Bavaria“.

Fester Bestandteil der Design-Märkte sind außerdem Salattheken, die in der Regel in der Nähe der (vom Partner Eat Happy betriebenen) Sushi-Stände rumlümmeln und durch Kühltheken mit Sofortessen der Eigenmarke „Rewe to Go“ (siehe Supermarktblog) ergänzt werden.

Wer das Sushi passiert hat, steht meist schon im zweiten Teil der Frische-Inszenierung: vor der mit den Bedientheken fusionierten Obst- und Gemüseabteilung, die von Kühlregalen mit vegetarischen Lebensmitteln und Salaten eingerahmt werden, über die Rewe den Serviervorschlag „Schnell und einfach genießen“ geschrieben hat.

Statt des bislang verwendeten Konsumbefehls „ENTDECKEN – ERLEBEN – GENIESSEN“ in großen weißen Blockbuchstaben steht an der Rückseite der Bedientheken in Rewes filigraner neuer Hausschrift jetzt wieder dran, was vorne drin ist: Fleisch, Wurst, Fisch.

Die Portionierstationen schimmern nicht zwangsläufig in edlem Schwarz (wie in Niederschönhausen), es gibt sie auch cremefarben (in Rummelsburg) bzw. mit hellblau-meeresanffinen Fliesen(in München). Immerzu sind die Bildschirme mit den Wochenangeboten allerdings wohnzimmerhaft-dekorativ in Holzregale eingerahmt.

Im Niederschönhauser Markt gibt es eine zusätzliche Besonderheit, die auf zahlreiche Rewe-Neubauten mit ähnlichem Grundriss übertragbar sein dürfte: Der Eingang in der Marktmitte führt direkt in die nach hinten versetzte Obst- und Gemüseabteilung, die sich an die riesige Frischetheke schmiegt. Alle weiteren Sortimente sind in den linken bzw. rechten Marktflügel sortiert.

Dadurch verzichtet der Markt auf einen klar vorgegebenen Kundenlauf, an den sich viele große Supermarktketten in den vergangenen Jahrzehnten bei der Gestaltung ihrer Läden geradezu sklavisch gehalten haben. Kein Mensch weiß, warum: In der Flügelvariante kauft sich’s deutlich angenehmer ein. Und niemand muss einmal die komplette Runde zurücklaufen, bloß weil er die Bananen vergessen hat.

Nur für Supereilige ist das ungewohnte Laden-Layout vermutlich weniger praktisch.

Auf die scheint Rewe aber ohnehin nicht mehr zu zielen: Wer bloß Vorräte in seinen Einkaufswagen schaufeln und dann möglichst schnell zur Kasse hechten will, kann ja genauso gut den Rewe Lieferservice nachhause bestellen. Das neue Markt-Design ist klar darauf ausgerichtet, Kunden Produkte entdecken zu lassen und ein bisschen länger da zu behalten als sie sich das eigentlich vorgenommen haben.

Wie Rewe das genau macht und wo die Schwächen des neuen Konzepts liegen, steht im nächsten Supermarktblog-Eintrag.

Fotos: Supermarktblog

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Der Beitrag Rewes Ladendesign-Offensive: Mehr Schick, mehr Snacks – und das Ende des Vorkassenbäckers? erschien zuerst auf Supermarktblog.


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